Salamanderpest jetzt auch im Kreis Unna – Feuersalamander in Gefahr 

Tödlicher Pilz verbreitet sich unter den Feuersalamandern im Ruhrgebiet 

Toter Feuersalamander

Totfund eines von Bsal befallenen Feuersalamanders, Kellerkopf Holzwickede, 16.08.2023

Hintergrund 

Der als „Salamanderfresser“ oder auch als „Salamanderpest“ bekannte Pilz Bsal (Batrachochytrium salamandrivorans) ruft die für Feuersalamander tödlich verlaufende Krankheit Chytridiomikose hervor. In den letzten Jahren wird eine zunehmende Verbreitung in NRW beobachtet, wobei ein „Hotspot“ im Ruhrgebiet liegt. Vielerorts werden Bestandseinbrüche beobachtet, sodass die Krankheit nach derzeitigem Wissensstand eine ernsthafte Bedrohung für das Überleben der Art darstellt. 

Situation im Betreuungsgebiet der Biostation Kreis Unna | Dortmund 

Die „Salamanderpest“ hat sich in den letzten Jahren sukzessive in östlicher Richtung im Ruhrgebiet ausgebreitet. Auch Vorkommen im Dortmunder Stadtgebiet sind bereits seit einigen Jahren bekannt. Ganz aktuell wurde nun über Laboranalysen auch der erste Bsal-Ausbruch im Kreis Unna bestätigt (Kellerkopf-Denkmal, Holzwickede), nachdem ein aufmerksamer Bürger tote Feuersalamander gemeldet hatte. Eine weitere Ausbreitung in östlicher Richtung, wo der Pilz bisher noch nicht nachgewiesen wurde, ist sehr wahrscheinlich. 

Die Karte des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW zeigt die Verbreitung von Bsal in NRW (Universität Braunschweig, Stand: 08/2020):

Die nachfolgende Karte zeigt die Verbreitung von Bsal in unserem Betreuungsgebiet (Stand 28.08.2023), die wir insbesondere Dank zahlreicher Hinweise aus der Bevölkerung sowie auch Laboranalysen im Auftrag der AGARD erstellen konnten:

Was kann ich tun? Hygienemaßnahmen! 

Die Sporen des Pilzes befinden sich sowohl auf befallenen Tieren als auch in deren Lebensraum. Sie werden demnach durch direkten Kontakt mit befallenen Tieren aber auch durch Kontakt mit ihrem Lebensraum z.B. durch Anhaften an Schuhsohlen, Hundepfoten, Fahrradreifen, Autoreifen, etc. verschleppt. 

Um die Ausbreitung zu verhindern, sind folgende Hygienemaßnahmen sinnvoll, die von jedem umgesetzt werden können und sollten:

  • Es ist wichtig insbesondere Feuersalamander und Molche nicht anzufassen. 
  • Nutzen sie ausschließlich Wege und betreten sie weder die Land- (insbesondere Laubwälder) noch die Wasserlebensräume (insbesondere Bäche und Tümpel) der Tiere 
  • Bitte leinen Sie ihren Hund in Amphibienlebensräumen an 
  • Reinigen sie Schuhsohlen, Reifenprofile, etc. an Ort und Stelle gründlich von anhaftender Erde (z.B. mit einer Wurzelbürste) und desinfizieren sie diese anschließend (z.B. mit einem 70-prozentigen Alkoholgemisch aus Wasser (30 %) und Brennspiritus (70 %). 
  • Suchen sie nach Möglichkeit nicht an einem Tag hintereinander mehrere Bachtäler oder voneinander unabhängige Kleingewässerlebensräume auf, um den Pilz nicht in bisher unbelastete Systeme zu verschleppen 

Ich habe einen Feuersalamander gefunden. Was tun? 

Sollten sie tote (oder lebendige) Feuersalamander auffinden, fassen sie diese unter keinen Umständen an! Bitte melden Sie den Fund unter Angabe von Funddatum, Fundort und Foto per E-Mail an die Ruhr-Universität Bochum meldung-feuersalamander@rub.de oder die Biologische Station Kreis Unna | Dortmund info@bsundo.de 

Weiterführende Informationen 

Die Biologische Station führt in den kommenden Jahren im Auftrag des LANUV regelmäßige Beprobungen von Feuersalamandern und anderen Schwanzlurchen durch, um die Ausbreitung zu monitieren.

Weiterführende Informationen finden sie auf der Homepage des LANUV (Landesamt für Natur Umwelt und Verbraucherschutz) unter https://www.lanuv.nrw.de/natur/artenschutz/amphibienkrankheiten 

Eulen in Dortmund Mengede

Im Rahmen der diesjährigen Brutvogelkartierung wurden neben zahlreichen anderen Arten auch brütende Waldkäuze und Schleiereulen im Bereich Groppenbruch in Dortmund Mengede erfasst.

Die Altvögel sind von der Nistkastenkontrolle wenig begeistert, nehmen reiß aus und beobachten das Tun argwöhnisch aus einer Stieleiche.
Die Jungvögel bleiben auf dem Dachboden.
Waldkauz im Tageseinstand.

Starkregen an Lippe und Ruhr

Am 22.05.2023 öffnete der Himmel über Westfalen zum zweiten Mal binnen zwei Wochen kräftig seine Schotten. Zwischen 17.00 und 20.00 Uhr regnete es Bindfäden. Innerhalb kürzester Zeit stand auf verdichteten Flächen zentimeterweise das Wasser, floss gen nächster Kanalisation ab und brachte diese an ihre Grenzen. Um 19.45 Uhr hatte die Lippe unter der B233 zwischen Werne und Bergkamen beträchtlich an Wassermassen gewonnen (ca. einen Meter war am Folgetag die Ufervegetation mit Schlamm bedeckt) und die Horne war ein tosender, schlammiger Zufluss. Auch auf noch wassergesättigten Flächen innerhalb der Lippeaue staute sich weiter/kurzweilig das Wasser. Die Böden konnten die Wassermengen innerhalb dieser kurzen Zeitspanne nicht so schnell aufnehmen. Die vom Deutschen Wetterdienst an der Messstation Lüdinghausen prognostizierten 4 Millimeter spiegelten das lokale Starkregenereignis kaum wider.

Lippe zwischen Werne und Bergkamen-Rünthe, im Hintergrund strömt die Horne in die Lippe

Noch heftiger traf es den Süden des Kreises Unna: über 50 mm Niederschlag in kürzester Zeit ließen vor allem in Fröndenberg Kanäle, Gräben und Bäche überquellen. Viele Flächen wurden überflutet. Die Naturschutzgebiete nahmen auch hier große Wassermassen auf.

Solche Szenarien werden durch den Klimawandel vermehrt auf uns zukommen. Es lässt sich nur erahnen, wie Bodenorganismen bzw. Arten, die im oder auf dem Boden gerade reproduzieren, mit diesen extremen Bedingungen zurecht kommen. Wir sind z.B. sehr gespannt, ob die Kiebitze, die in den Rieselfeldern Werne eine Zweitbrut an einem Flachufer versuchten, ihr Gelege verloren haben oder noch trocken auf den Eiern sitzen. Auch in den Fließgewässern stellen diese Abflussereignisse zu dieser Jahreszeit Extreme dar und beeinträchtigen die Lebensgemeinschaften.

Die Naturschutzgebiete im Kreis sind andererseits bereits jetzt wichtige Retentionsräume für solche Starkregenereignisse und können Hochwasserspitzen abpuffern. Zur Anpassung an Klimawandelfolgen bieten sich diese Gebiete an, um kurzzeitig Wassermassen zurückzuhalten. Langfristig kann hier durch naturnahe Rückhaltungen und Wiedervernässungen, die die Aufnahmekapazität des Bodens verbessern, natürlicher Hochwasserschutz betrieben werden.

Im Südkreis, wie hier in Fröndenberg, waren alle Gewässer maximal ausgelastet und es kam örtlich zu starken Überschwemmungen Foto: Gregor Zosel – Kiebitzwiese Fröndenberg

unser diesjähriges Kammmolch-Monitoring

In diesem Jahr untersuchen wir geeignete Gewässer auf Kammmolche in den Fauna-Flora-Habitatgebieten DE-4311-301 („In den Kämpen, Im Mersche und Langerner Hufeisen“) und DE-4312-301 („Lippe zwischen Hamm und Werne“). Der erste Untersuchungsdurchgang ist nun abgeschlossen.

 

dieses neuangelegte Gewässer bietet optimale Bedingungen für Kammmolche und andere Gewässerorganismen

Dieses Kleingewässer wurde 2018 westlich des Freibades Heil neu angelegt. Es liegt in unmittelbarer Umgebung zu Gewässern, aus denen Altnachweise dieser seltenen Molchart (NRW Rote Liste: gefährdet) bekannt sind.

bei milden Temperaturen waren Kammmolche und Teichmolche verstärkt am Gewässergrund aktiv

Mittels einer sogenannten Beutelboxfalle, die wir ganz neu in unserem Amphibienfallenrepertoire haben, konnten wir hier auf Anhieb zahlreiche Nachweise von adulten Tieren erbringen. Dieser Fallentyp wird auf dem Grund tieferer Gewässer platziert (für die notwendige Sauerstoffzufuhr sorgt ein Beutel).

die Sumpfdotterblume braucht nasser Füße – Nassgrünland, Sumpfwälder sind optimale Wuchsorte – – oftmals findet man sie nur noch reliktisch an Grabenböschungen

Über diese Neubesiedlung freuen wir uns – so auch über die aktuelle Vollblüte der Sumpfdotterblume (NRW Rote Liste: gefährdet).

Wir suchen Dich: Für FÖJ und BFD haben wir zum 01.08.2023 noch Plätze frei, bitte jetzt bewerben!

Du wolltest schon immer mal Treckerfahren, ein ganzes Jahr unter freiem Himmel in Naturschutzgebieten verbringen und mit der Motorsäge arbeiten? All das kannst Du in unserem Landschaftspflegeteam (ca. 8 Leute) in freundlicher, wertschätzender Atmosphäre erleben.

Unter fachkundiger Anleitung lernst Du den Umgang mit Maschinen und Geräten und trainierst Dein handwerkliches Geschick. Ganz nebenbei hält die Arbeit auch noch fit!

Wenn Du Interesse an Natur- und Umweltschutz hast und bereit bist, auch bei schlechterem Wetter mit anzupacken, dann bist Du bei uns genau richtig!

 

Wasser in der Lippeaue

Aufgrund der andauernden Regenfälle der letzten Tage ist das Bett der Lippe gut mit Wasser gefüllt und kurz davor, entlang der flachsten Uferabschnitte über diese hinweg in die Aue zu treten.

Östlich der B233-Lippebrücke bei Rünthe drückt das Wasser aktuell wieder einmal durch die Uferverwallung hindurch und steht bereits flächig auf den Grünlandflächen.

Auch die Rieselfelder Werne stehen aktuell wieder sprichwörtlich unter Wasser. Damit bieten sich hier zu Beginn des Hauptvogelzugs gute Bedingen für unsere heimischen Wasservögel.

Jagdscheinanwärter des Kreises Unna vor Ort

Am vergangenen Wochenende waren wieder einmal die Jagdscheinanwärter des Kreises Unna bei uns. Fünf Wochen vor ihrer Jagdscheinprüfung warfen wir zusammen einen Blick vom Aussichtsturm der Ökologiestation in die Lippeaue und konnten so einen Teil des typischen Arteninventars und die charakteristischen Lebensräume der Aue erkunden. So ließen sich durch Fernglas und Spektiv, aber auch mittels der Tierpräparate der Rollenden Waldschule charakteristische Merkmale einzelner Wasservogelarten und Säugetiere wiederholen.

Wir freuen uns, dass nach einer zweijährigen Coronapause die erste Tuchfühlung / ein erstes Kennenlernen mit den Jungjägern wieder stattfinden konnte. Und wir freuen uns, dass nach diesem eisigen Wochenende zwei weitere Frühlingsboten vom Aussichtsturm zu beobachten sind.

Aktuelles aus dem Amphibienschutz

Nachdem zahlreiche Grasfrösche breits Mitte Februar an einem Gewässer in der Dortmunder Bittermark beobachtet werden konnten, lies der erste Laichballen aufgrund der längeren Frostperiode noch bis heute auf sich warten.

Anwandernde Grasfrösche an einem Gewässer in der Dortmunder Bittermark (Die Anwanderung wird mittels Amphibienzaun und Fangeimern dokumentiert).
Der erste von der Biostation dokumentierte Grasfrosch-Laichballen für das Jahr 2023 (in Dortmund).
Unter einer Eisdecke gefangene Erdkröte. Dank der Fähigkeit, bei niedrigen Temperaturen den Sauerstoffbedarf ausschließlich über die Haut zu decken, überdauern Amphibien kürzere Frostperioden in der Regel unbeschadet im Gewässer.