Starkregen an Lippe und Ruhr

Am 22.05.2023 öffnete der Himmel über Westfalen zum zweiten Mal binnen zwei Wochen kräftig seine Schotten. Zwischen 17.00 und 20.00 Uhr regnete es Bindfäden. Innerhalb kürzester Zeit stand auf verdichteten Flächen zentimeterweise das Wasser, floss gen nächster Kanalisation ab und brachte diese an ihre Grenzen. Um 19.45 Uhr hatte die Lippe unter der B233 zwischen Werne und Bergkamen beträchtlich an Wassermassen gewonnen (ca. einen Meter war am Folgetag die Ufervegetation mit Schlamm bedeckt) und die Horne war ein tosender, schlammiger Zufluss. Auch auf noch wassergesättigten Flächen innerhalb der Lippeaue staute sich weiter/kurzweilig das Wasser. Die Böden konnten die Wassermengen innerhalb dieser kurzen Zeitspanne nicht so schnell aufnehmen. Die vom Deutschen Wetterdienst an der Messstation Lüdinghausen prognostizierten 4 Millimeter spiegelten das lokale Starkregenereignis kaum wider.

Lippe zwischen Werne und Bergkamen-Rünthe, im Hintergrund strömt die Horne in die Lippe

Noch heftiger traf es den Süden des Kreises Unna: über 50 mm Niederschlag in kürzester Zeit ließen vor allem in Fröndenberg Kanäle, Gräben und Bäche überquellen. Viele Flächen wurden überflutet. Die Naturschutzgebiete nahmen auch hier große Wassermassen auf.

Solche Szenarien werden durch den Klimawandel vermehrt auf uns zukommen. Es lässt sich nur erahnen, wie Bodenorganismen bzw. Arten, die im oder auf dem Boden gerade reproduzieren, mit diesen extremen Bedingungen zurecht kommen. Wir sind z.B. sehr gespannt, ob die Kiebitze, die in den Rieselfeldern Werne eine Zweitbrut an einem Flachufer versuchten, ihr Gelege verloren haben oder noch trocken auf den Eiern sitzen. Auch in den Fließgewässern stellen diese Abflussereignisse zu dieser Jahreszeit Extreme dar und beeinträchtigen die Lebensgemeinschaften.

Die Naturschutzgebiete im Kreis sind andererseits bereits jetzt wichtige Retentionsräume für solche Starkregenereignisse und können Hochwasserspitzen abpuffern. Zur Anpassung an Klimawandelfolgen bieten sich diese Gebiete an, um kurzzeitig Wassermassen zurückzuhalten. Langfristig kann hier durch naturnahe Rückhaltungen und Wiedervernässungen, die die Aufnahmekapazität des Bodens verbessern, natürlicher Hochwasserschutz betrieben werden.

Im Südkreis, wie hier in Fröndenberg, waren alle Gewässer maximal ausgelastet und es kam örtlich zu starken Überschwemmungen Foto: Gregor Zosel – Kiebitzwiese Fröndenberg

unser diesjähriges Kammmolch-Monitoring

In diesem Jahr untersuchen wir geeignete Gewässer auf Kammmolche in den Fauna-Flora-Habitatgebieten DE-4311-301 („In den Kämpen, Im Mersche und Langerner Hufeisen“) und DE-4312-301 („Lippe zwischen Hamm und Werne“). Der erste Untersuchungsdurchgang ist nun abgeschlossen.

 

dieses neuangelegte Gewässer bietet optimale Bedingungen für Kammmolche und andere Gewässerorganismen

Dieses Kleingewässer wurde 2018 westlich des Freibades Heil neu angelegt. Es liegt in unmittelbarer Umgebung zu Gewässern, aus denen Altnachweise dieser seltenen Molchart (NRW Rote Liste: gefährdet) bekannt sind.

bei milden Temperaturen waren Kammmolche und Teichmolche verstärkt am Gewässergrund aktiv

Mittels einer sogenannten Beutelboxfalle, die wir ganz neu in unserem Amphibienfallenrepertoire haben, konnten wir hier auf Anhieb zahlreiche Nachweise von adulten Tieren erbringen. Dieser Fallentyp wird auf dem Grund tieferer Gewässer platziert (für die notwendige Sauerstoffzufuhr sorgt ein Beutel).

die Sumpfdotterblume braucht nasser Füße – Nassgrünland, Sumpfwälder sind optimale Wuchsorte – – oftmals findet man sie nur noch reliktisch an Grabenböschungen

Über diese Neubesiedlung freuen wir uns – so auch über die aktuelle Vollblüte der Sumpfdotterblume (NRW Rote Liste: gefährdet).

Wir suchen Dich: Für FÖJ und BFD haben wir zum 01.08.2023 noch Plätze frei, bitte jetzt bewerben!

Du wolltest schon immer mal Treckerfahren, ein ganzes Jahr unter freiem Himmel in Naturschutzgebieten verbringen und mit der Motorsäge arbeiten? All das kannst Du in unserem Landschaftspflegeteam (ca. 8 Leute) in freundlicher, wertschätzender Atmosphäre erleben.

Unter fachkundiger Anleitung lernst Du den Umgang mit Maschinen und Geräten und trainierst Dein handwerkliches Geschick. Ganz nebenbei hält die Arbeit auch noch fit!

Wenn Du Interesse an Natur- und Umweltschutz hast und bereit bist, auch bei schlechterem Wetter mit anzupacken, dann bist Du bei uns genau richtig!

 

Wasser in der Lippeaue

Aufgrund der andauernden Regenfälle der letzten Tage ist das Bett der Lippe gut mit Wasser gefüllt und kurz davor, entlang der flachsten Uferabschnitte über diese hinweg in die Aue zu treten.

Östlich der B233-Lippebrücke bei Rünthe drückt das Wasser aktuell wieder einmal durch die Uferverwallung hindurch und steht bereits flächig auf den Grünlandflächen.

Auch die Rieselfelder Werne stehen aktuell wieder sprichwörtlich unter Wasser. Damit bieten sich hier zu Beginn des Hauptvogelzugs gute Bedingen für unsere heimischen Wasservögel.

Jagdscheinanwärter des Kreises Unna vor Ort

Am vergangenen Wochenende waren wieder einmal die Jagdscheinanwärter des Kreises Unna bei uns. Fünf Wochen vor ihrer Jagdscheinprüfung warfen wir zusammen einen Blick vom Aussichtsturm der Ökologiestation in die Lippeaue und konnten so einen Teil des typischen Arteninventars und die charakteristischen Lebensräume der Aue erkunden. So ließen sich durch Fernglas und Spektiv, aber auch mittels der Tierpräparate der Rollenden Waldschule charakteristische Merkmale einzelner Wasservogelarten und Säugetiere wiederholen.

Wir freuen uns, dass nach einer zweijährigen Coronapause die erste Tuchfühlung / ein erstes Kennenlernen mit den Jungjägern wieder stattfinden konnte. Und wir freuen uns, dass nach diesem eisigen Wochenende zwei weitere Frühlingsboten vom Aussichtsturm zu beobachten sind.

Aktuelles aus dem Amphibienschutz

Nachdem zahlreiche Grasfrösche breits Mitte Februar an einem Gewässer in der Dortmunder Bittermark beobachtet werden konnten, lies der erste Laichballen aufgrund der längeren Frostperiode noch bis heute auf sich warten.

Anwandernde Grasfrösche an einem Gewässer in der Dortmunder Bittermark (Die Anwanderung wird mittels Amphibienzaun und Fangeimern dokumentiert).
Der erste von der Biostation dokumentierte Grasfrosch-Laichballen für das Jahr 2023 (in Dortmund).
Unter einer Eisdecke gefangene Erdkröte. Dank der Fähigkeit, bei niedrigen Temperaturen den Sauerstoffbedarf ausschließlich über die Haut zu decken, überdauern Amphibien kürzere Frostperioden in der Regel unbeschadet im Gewässer.

Der Klimawandel wird sichtbar – auch bei uns!

Der Botanik-Arbeitskreis der Biologischen Stationen in NRW hat sich am 28. Februar bei uns in Bergkamen getroffen, um sich zum Thema Klimawandel auszutauschen. Der Wandel der Lebensräume und der Einfluss auf das zugehörige charakteristische Arteninventar ist landesweit mittlerweile in einem sehr deutlichen Maß sichtbar geworden. Bei dem Workshop ging es aber nicht nur darum Entwicklungen aufzuzeigen, sondern insbesondere auch um die gemeinsame Suche nach geeigneten Maßnahmen, um die Folgen des Klimawandels auf unsere heimische Biodiversität zu minimieren.  

NSG Ebberg: Arbeitseinsatz mit der AGON Schwerte

Entbuschen, Entkusseln, Freistellen – jährlich wiederholen sich im alten Ruhrsandsteinbruch am Ebberg in Schwerte-Westhofen die Pflegemaßnahmen zum Schutz der Pionier- und Offenlandarten.

Und jährlich am ersten Februarsamstag nimmt die AGON Schwerte dazu gemeinsam mit der Biostation Freischneider, Motorsägen, Rechen und Forken in die Hände.

Insbesondere die langjährigsten Mitglieder sorgen so seit Jahrzehnten dafür, dass auf den einstmals offenen Terrassen des Bruches Knaben- und Filzkräuter, Haferschmiele und Ödlandschrecke leben können und nicht von den eindringenden Gehölzen verdrängt werden.

Traditionell ist auch die gemeinsame Stärkung nach getaner Arbeit – 2023 ohne Maske und mit ein paar Sonnenstrahlen.

AGON und Biostation packen gemeinsam an – und lassen sieben trennende Jahrzehnte vergessen

Gehört dazu und nicht ins Klischee: rund wird es erst mit dem leckeren gemeinsamen Abschluss

Naturschutzberatung mit der Landwirtschaftkammer

Projekt zur Naturschutzberatung mit der Landwirtschaftskammer erfolgreich abgeschlossen

In der Hellwegbörde leben zahlreiche seltene und gefährdete Feldvogelarten. Für ihren Schutz gibt es Vertragsnaturschutzangebote, bei denen Landwirte Ackerbrachen, Einsaatbrachen oder extensive Getreideäcker anlegen. Viele Landwirte machen bereits bei diesen Programmen mit, allerdings ist die Umsetzung auch aufgrund vieler bürokratischer Falltüren bei Beantragung, Durchführung und Pflege nicht immer einfach. Damit möglichst viele Landwirte daran teilnehmen können, ist eine gute Beratung hilfreich.

Seit 2020 führte die Landwirtschaftskammer NRW ein Projekt zur Biodiversitätsberatung für Landwirte in der Hellwegbörde durch. Gefördert wurde es im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft „Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit“ von der EU und dem Land Nordrhein-Westfalen. Der Biodiversitätsberater Andreas Kemper spricht Landwirte an, berät Sie über geeignete Maßnahmen und bei allen Fragen der Umsetzung. Die Biologischen Stationen der ABU Soest und Unna haben ihren naturschutzfachlichen Sachverstand in die Beratung eingebracht: welche Maßnahme ist geeignet, wo soll sie liegen, welche Einsaatmischung soll verwendet werden und wann soll eine Pflege erfolgen? Diese und andere Fragen wurden gemeinsam mit Andreas Kemper, den Landwirten sowie den Unteren Naturschutzbehörden besprochen. Außerdem haben die Biologischen Stationen die Wirkungen der Maßnahmen auf Wildbienen, Tagfalter und Vögel untersucht.

Die Ergebnisse sind vielversprechend. Viele Landwirte haben das Angebot angenommen und nach der Beratung Blühstreifen und Vertragsnaturschutzflächen angelegt. Trotz der vielen Corona-Einschränkungen gab es zahlreiche Beratungsgespräche, Diskussionen und Vorträge zu den Maßnahmen und ihren Wirkungen. Die Untersuchungen der Biologischen Stationen haben gezeigt, dass Tagfalter und Vögel sehr von diesen Maßnahmen profitieren. Blühstreifen, Brachen und extensiviertes Getreide wiesen deutlich höhere Dichten und einen größeren Artenreichtum auf als „normale“ Ackerkulturen. Auch die im Rahmen der vielfältigen Fruchtfolge bewirtschafteten Bohnen- und Erbsenfelder trugen zur Artenvielfalt bei.

Jetzt kommt es darauf an, diese Erfolge mittelfristig zu verstetigen und auszubauen. Mit Ablauf des Projektes bleibt Andreas Kemper bei der Landwirtschaftskammer als Biodiversitätsberater tätig, wenn auch mit deutlich größerem Zuständigkeitsbereich. Die gute Zusammenarbeit und die schnellen Kommunikationswege zwischen Kammer, Biologischen Stationen und den unteren Naturschutzbehörden bleiben erhalten – damit besteht eine gute Grundlage für mehr Naturschutz in der Hellwegbörde auch in schwierigen Zeiten.

Kontakt:

Landwirtschaftskammer: Biodiversitätsberater Andreas Kemper, Tel. 02945/989-580, Email: andreas.kemper@lwk.nrw.de

Biologische Station Unna I Dortmund: Birgit Stephan, Tel. 02389/9809-52, Email: stephan@bsundo.de

Biologische Station ABU Soest: Dr. Ralf Joest, Tel. 02921/969878-4, Email: r.joest@abu-naturschutz.de