Amphibienfauna im NSG Hallerey

Untersuchungen zur Amphibienfauna im nordwestlichen Bereich des Naturschutzgebietes Hallerey (Wischlinger Weg) sowie Ausarbeitung eines Konzeptes zur dauerhaften Sicherung des Amphibienvorkommens (2008)

Anlass der Planung

Luftbild des Untersuchungsgebietes im NSG Hallerey

Luftbild des Untersuchungsgebietes im NSG Hallerey

Das 75,8 ha große Naturschutzgebiet „Hallerey“ liegt inmitten des Kerngebietes des Emscher Landschaftsparks nur unweit der Innenstadt von Dortmund. Das NSG liegt inmitten von Siedlungs- und Gewerbegebieten und wurde bereits 1977 (Erweiterungen 1989/1996) unter Schutz gestellt. Neben der Bedeutung des Gebietes für die Vogelwelt stellt das Gebiet einen hervorragenden Lebensraum für Amphibien dar. Erste Anzeichen von Verschlechterungen der Populationsentwicklung bei den Amphibien waren der Anlass für diese Untersuchung. Gezielte Zählungen sollten Aufschluss über deren Wanderbewegungen zwischen dem nördlich des Wischlinger Weges gelegenen Areal und dem großen Bergsenkungsweiher im NSG Hallerey geben. Die Ergebnisse sollten Diskussionsgrundlage für Gewässerneuanlagen und die angedachte Erweiterung des Schutzgebietes in die nördlich verlaufende Aue des Rossbaches.

Untersuchung des Amphibienvorkommens

1991 konnten im Rahmen der Aufstellung des Biotopmanagementplanes (BMP) für das NSG Hallerey in 1994 insgesamt neun Amphibien- und drei Reptilienarten nachgewiesen werden. Die Abschätzung des aktuellen Vorkommens beruhte auf vorhandenen Daten, den eigenen Beobachtungen und den Erkenntnissen des ehrenamtlichen Naturschutzes.

kontrastreiche Färbung der Bauchseite beim Kammmolch

kontrastreiche Färbung der Bauchseite beim Kammmolch

Danach bleibt festzuhalten, dass seit den 1960er Jahre ein signifikanter Rückgang der meisten Amphibienarten um bis zu 90 % im gesamten Gebiet stattgefunden hat. Erdkröte, Grasfrosch, Teich- und Bergmolch sind in unterschiedlichen Individuendichten noch im Gebiet heimisch. Mit Hilfe von Klangattrappen konnte die Kreuzkröte noch am östlichen Rand des Schutzgebietes nachgewiesen werden. In 2008 konnte der Kammmolch mit Reusenfallen wieder in Einzelexemplaren in einem Regenrückhaltebecken im Nordosten des NSG nachgewiesen werden.

Untersuchungen zum Laichwanderungsverhalten der Amphibien am Wischlinger Weg

Für diese Untersuchung war die Erfassung der Amphibien, die von Norden kommend das südlich des Wischlinger Weges gelegene Bergsenkungsgewässer aufsuchen wollen, entscheidend. Bis 2005 haben ehrenamtliche Naturschützer ohne einen temporären Schutzzaun Amphibien längs des Wischlinger Weges aufgelesen und nach Süden in Richtung Laichgewässer verbracht. Meist wurden nur die vorgefundenen Amphibien-Arten und eine Gesamtindividuenzahl aller Arten registriert. Erst ab 2002 und dann regelmäßig ab 2005 sind die ermittelten Individuenzahlen nach Arten aufgeschlüsselt worden (s. Abb).

Amphibien- und Reptilienvorkommen im Untersuchungsraum

Amphibien- und Reptilienvorkommen im Untersuchungsraum

 

Seit 2005 wird vom Umweltamt der Stadt Dortmund im Frühjahr ein temporärer Amphibienschutzzaun aufgestellt, sodass die genauen Zahlen der wandernden Amphibien festgehalten werden konnten. Geben diese Daten nur annähernd die Entwicklungstendenz der Amphibienpopulationen vor Ort wieder, ist bei Teich- und Bergmolch ein deutlicher Rückgang erkennbar. Beim Grasfrosch ist eher eine leichte Zunahme der Individuenzahlen zu verzeichnen. Ab 2007 ist ein Einbruch um fast 50% der Vorjahresbestände der Erdkröte auf ca. 200 bis 300 Tiere zu registrieren. Insgesamt belegen die Ergebnisse, dass nördlich des Wischlinger Weges nur noch kleinere Populationen der verschiedenen Lurcharten heimisch sind, die im Bestand insgesamt weiter abnehmen, sodass der Fortbestand der Arten im betrachteten Raum insgesamt erheblich gefährdet erscheint.

Ursachen der Bestandsgefährdung der Amphibien

Die grundsätzlich limitierenden Faktoren im Lebensraum NSG Hallerey und seinem Umfeld, wozu die Isolierung des Gebietes, die Zunahme des Verkehrs, die dichte Bebauung, der Revierpark Wischlingen und die Wasserspiegelanhebung durch die Verrohrung des Weustgrabens zählen, sind bekannt. Weitere Gründe für den Arten- und Individuenschwund sind die umfangreichen Veränderungen der Landlebensräume, der Verlust von Still- und damit Laichgewässern nördlich des Wischlinger Weges und die Qualität der übrigen Gewässer als Laichbiotop.

Maßnahmen zum Schutz und Entwicklung des Amphibienvorkommens am nordwestlichen Rand des Naturschutzgebietes Hallerey

Kreuzkröten (Bufo calamita)

Kreuzkröten (Bufo calamita)

Das Entwicklungs- und Maßnahmenkonzept basiert auf eingehenden Gesprächen und Ortsbegehungen mit ehrenamtlichen Naturschützern, sowie der Auswertung der zur Verfügung stehenden Daten. Ziel ist die langfristige Sicherung des Amphibienvorkommens im NSG Hallerey und seinem Umfeld mit einer möglichst großen Artenvielfalt und dem Vorkommen von Arten, die auch höhere Ansprüche an ihre Lebensräume stellen, wie Kammmolch, Teichmolch und Kreuzkröte. Die Anlage geeigneter Ersatzlaichgewässer für die Bedürfnisse unterschiedlicher Arten, die Klärung des Amphibienschutzes am Wischlinger Weg sowie die Schaffung und/oder Erhaltung einer vielfältigen, extensiv genutzten Landlebensraumstruktur sind in diesem Zusammenhang als vordringliche Maßnahmen zu nennen. Die aktuell sehr geringen Individuenzahlen der Amphibien, die den Wischlinger Weg auf ihrer Wanderung zu ihrem Laichgewässer queren, rechtfertigen keine speziellen Maßnahmen, wie z.B. den Einbau von Amphibientunneln, an der Straße selbst. Nachfolgend werden die Schutz-, Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen stichpunktartig aufgeführt.

Erweiterung des Geltungsbereiches des NSG Hallerey

Die inselartige Lage der bisherigen Naturschutzgebietsfläche begrenzt und beeinträchtigt die Entwicklung aller Tierarten. Daher wurde eine Erweiterung der Naturschutzgebietsfläche um das benachbarte, westlich gelegenen Landschaftsschutzgebiet vorgeschlagen.

Amphibienschutzmaßnahmen im Umfeld des Wischlinger Weges

1. Amphibienschutzmaßnahmen

Die Wanderungsbewegungen zum Bergsenkungsgewässer östlich des Wischlinger Weges sind weitgehend zu minimieren, indem nordwestlich des Wischlinger Weges eine Vielzahl von besonnten und unterschiedlich gestalteten Kleingewässern angelegt und die Tiere auf diese Gewässer geprägt werden. Neue Laichgewässer dienen der freiwilligen Umorientierung der Tiere und damit auch einer Neugründung von Populationen durch Spontanbesiedlungen. Die Anreicherung mit Kleingewässern dient darüber hinaus der Schaffung und Ergänzung eines vielfältigen Habitatangebotes für zahlreiche weitere Tier- und Pflanzenarten und soll die Vernetzungs- und Austauschfunktionen zwischen den verbliebenen naturnahen Lebensräumen gewährleisten. Darüber hinaus gewinnt der nördliche Rand des Untersuchungsraumes mit der naturnahen Umgestaltung des Rossbaches erheblich an ökologischer Qualität.

2. Maßnahmen zur Optimierung der Landschaftsstruktur

Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen

Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen

Im Sinne des Leitziels „Förderung des Strukturreichtums der Landlebensräume“ sollen verschiedene Flächen mit einer abwechslungsreich strukturierten Biotopausstattung erhalten und entwickelt werden. Neben Bereichen, die weiterhin der Sukzession überlassen bleiben können, sind Teilflächen, auf denen die Entwicklung von strukturreichen Brachflächen mit einem dauerhaft hohen Offenlandanteil wünschenswert ist, zu mähen oder extensiv zu beweiden. Nachfolgend sind die verschiedenen Entwicklungs- und Pflegemaßnahmen für die Schaffung eines vielgestaltigen, vergrößerten Naturschutzgebietes gelistet:

  • extensive Bewirtschaftung der Ackerflächen
  • Aufforstung und naturnahe Waldentwicklung
  • Anlage von Hecken mit Saum
  • Mahd von Brachegrünland/Hochstaudenfluren
  • Gestaltung von breiten Säumen als „Ökologische Schneisen” zwischen landwirtschaftlich genutzten Flächen

Den vollständigen Artikel zur Amphibienfauna und zum Entwicklungskonzept können Sie hier herunterladen: Amphibienfauna und Entwicklungskonzept NSG Hallerey 2008 (PDF 0,9 MB)