Frohe Festtage und einen guten Rutsch in das neue Jahr!

Das wünschen wir Ihnen und ihrer Familie liebe Naturfreunde.

Wiedermals möchten wir uns herzlich bei Ihnen für ihr Engagement, ihre Begeisterungsfähigkeit und ihren Wissensdurst bedanken. Wir freuen uns auf zahlreiche neue Projekte, wie auch auf unsere Veranstaltungen, bei denen wir in 2024 wieder mit Ihnen in Kontakt treten können.

Als besonderen Tipp zum Jahresende empfehlen wir Ihnen den Adventskalender auf der Instagram-Seite unseres Dachverbandes. In den 24 Türchen werden seltene Lebensräume vorgestellt, die Sie mitunter direkt vor ihrer Haustür erleben können.

Viel Freude dabei und bis bald sagt das Team der Biologischen Station Kreis Unna | Dortmund.

Unser 7. Türchen stellt Ihnen den Lebensraum “Altwasser und Altarme” vor.

unser diesjähriges Kammmolch-Monitoring

In diesem Jahr untersuchen wir geeignete Gewässer auf Kammmolche in den Fauna-Flora-Habitatgebieten DE-4311-301 („In den Kämpen, Im Mersche und Langerner Hufeisen“) und DE-4312-301 („Lippe zwischen Hamm und Werne“). Der erste Untersuchungsdurchgang ist nun abgeschlossen.

 

dieses neuangelegte Gewässer bietet optimale Bedingungen für Kammmolche und andere Gewässerorganismen

Dieses Kleingewässer wurde 2018 westlich des Freibades Heil neu angelegt. Es liegt in unmittelbarer Umgebung zu Gewässern, aus denen Altnachweise dieser seltenen Molchart (NRW Rote Liste: gefährdet) bekannt sind.

bei milden Temperaturen waren Kammmolche und Teichmolche verstärkt am Gewässergrund aktiv

Mittels einer sogenannten Beutelboxfalle, die wir ganz neu in unserem Amphibienfallenrepertoire haben, konnten wir hier auf Anhieb zahlreiche Nachweise von adulten Tieren erbringen. Dieser Fallentyp wird auf dem Grund tieferer Gewässer platziert (für die notwendige Sauerstoffzufuhr sorgt ein Beutel).

die Sumpfdotterblume braucht nasser Füße – Nassgrünland, Sumpfwälder sind optimale Wuchsorte – – oftmals findet man sie nur noch reliktisch an Grabenböschungen

Über diese Neubesiedlung freuen wir uns – so auch über die aktuelle Vollblüte der Sumpfdotterblume (NRW Rote Liste: gefährdet).

Wasser in der Lippeaue

Aufgrund der andauernden Regenfälle der letzten Tage ist das Bett der Lippe gut mit Wasser gefüllt und kurz davor, entlang der flachsten Uferabschnitte über diese hinweg in die Aue zu treten.

Östlich der B233-Lippebrücke bei Rünthe drückt das Wasser aktuell wieder einmal durch die Uferverwallung hindurch und steht bereits flächig auf den Grünlandflächen.

Auch die Rieselfelder Werne stehen aktuell wieder sprichwörtlich unter Wasser. Damit bieten sich hier zu Beginn des Hauptvogelzugs gute Bedingen für unsere heimischen Wasservögel.

Jagdscheinanwärter des Kreises Unna vor Ort

Am vergangenen Wochenende waren wieder einmal die Jagdscheinanwärter des Kreises Unna bei uns. Fünf Wochen vor ihrer Jagdscheinprüfung warfen wir zusammen einen Blick vom Aussichtsturm der Ökologiestation in die Lippeaue und konnten so einen Teil des typischen Arteninventars und die charakteristischen Lebensräume der Aue erkunden. So ließen sich durch Fernglas und Spektiv, aber auch mittels der Tierpräparate der Rollenden Waldschule charakteristische Merkmale einzelner Wasservogelarten und Säugetiere wiederholen.

Wir freuen uns, dass nach einer zweijährigen Coronapause die erste Tuchfühlung / ein erstes Kennenlernen mit den Jungjägern wieder stattfinden konnte. Und wir freuen uns, dass nach diesem eisigen Wochenende zwei weitere Frühlingsboten vom Aussichtsturm zu beobachten sind.

Der Klimawandel wird sichtbar – auch bei uns!

Der Botanik-Arbeitskreis der Biologischen Stationen in NRW hat sich am 28. Februar bei uns in Bergkamen getroffen, um sich zum Thema Klimawandel auszutauschen. Der Wandel der Lebensräume und der Einfluss auf das zugehörige charakteristische Arteninventar ist landesweit mittlerweile in einem sehr deutlichen Maß sichtbar geworden. Bei dem Workshop ging es aber nicht nur darum Entwicklungen aufzuzeigen, sondern insbesondere auch um die gemeinsame Suche nach geeigneten Maßnahmen, um die Folgen des Klimawandels auf unsere heimische Biodiversität zu minimieren.  

Rückblick auf den Bioblitz 2022

Mit dem Jahresende ist auch der Bioblitz 2022 geendet. In einem spannenden Wettbewerb waren zahlreiche Naturentdecker deutschlandweit unterwegs und meldeten, was vor (und teilweise hinter) ihrer Haustür kreuchte, zirpte, flatterte, wuchs.

Über das Internetportal für Naturbeobachtungen Observation.org sollten vom 01.01.2022 bis zum 31.12.2022 so viele Arten von Pflanzen, Pilzen und Tieren gemeldet werden, wie möglich.

Vom Anfänger bis hin zum Experten, jeder durfte und sollte mitmachen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Über 20.000 Melderinnen und Melder haben deutschlandweit knapp zwei Millionen Artenfunde gemeldet. Was für eine beeindruckende Bilanz.

Auch in Unna, Dortmund und Hamm wurden tolle Ergebnisse erzielt – quantitativ und qualitav.

Unna: 1412 beobachtete Arten 8763 Beobachtungen 249 Beobachter
Dortmund: 1526 beobachtete Arten 7559 Beobachtungen 335 Beobachter
Hamm: 559 beobachtete Arten 1264 Beobachtungen 105 Beobachter

Wir durften teilhaben an ihrem Forschergeist und bedanken uns dafür, dass Sie ihre Naturbeobachtungen teilen und der Wissenschaft zur Verfügung stellen.

So wird ein Blick auf unsere Natur möglich, der zum einen von Scheuklappen befreit ist, aber zum anderen auch Möglichkeiten eröffnet wissenschaftliche Erkenntnisse und Thesen zu füttern oder zu untermauern. Und dies nicht nur anhand bekannter oder prominenter Arten, sondern auch mit eher unauffälligen Spezies, die sonst nur bei einer kleinen SpezialisteInnenschar Beachtung finden.

Seit einigen Jahren wird der Klimawandel medial diskutiert. Was auch heute noch vorwiegend als meteorologisches Phänomen mit Katastrophenpotential dargestellt wird, ist aber auch bei der Betrachtung unserer nächsten Umwelt sichtbar. Zum Beispiel in der Arealerweiterung vieler Arten. Hier belegen auch Ihre gemeldeten Fundpunkte die Dynamik, mit der diese Prozesse von Statten gehen; exemplarisch bei der Sichelschrecke Phaneroptera falcata beobachtbar:

Die Sichelschrecke ist eine mittelgroße Langfühlerschrecke, von der in den letzten Jahren vermehrt Nachweise auch in den Naturschutzgebieten des Kreises Unna gelangen. Sie bewohnt vor allem höhere, krautig-grasige Vegetationseinheiten wie z.B. Hochstauden- oder Ruderalfluren. Dabei besiedelt sie mittelfeuchte Standorte und gilt als thermophil, sie ist also eine eher “wärmeliebende” Art.

Sichelschrecke (Phaneroptera falcata), Sept. 2010 an der Ökologiestation des Kreises Unna

In der Fachliteratur wird sie als eine der Arten beschrieben, die durch Arealausweitung von der Klimaveränderung profitieren können. Die gute Flugfähigkeit macht sie sehr mobil und versetzt sie in die Lage sich entlang geeigneter Lebensräume auszubreiten. Anschaulich sichtbar wird dies wenn Beobachtungen aus dem Gelände kartographisch aufgearbeitet werden.
Im Rahmen des Bioblitz 2022 wurden ein Fundpunkt für den Kreis Unna und zwei Fundorte aus dem Dortmunder Stadtgebiet gemeldet, NRW-weit konnten immerhin 91 Meldungen das Verbreitungsbild untermauern.

Fundortkarte der Sichelschrecke, Meldungen aus 2022 für NRW. Quelle: Orbservation.org

Vergleichend dazu eine Raster-Verbreitungskarte aus PONIATOWSKI et al. (2018), die die bundesweite Entwicklung der Arealausweitung in den letzten Dekaden abbildet. Ad hoc wird die Verdichtung der Fundpunkte durch die Bioblitzaufnahmen erkennbar.

Verbreitung der Sichelschrecke in verschiedenen Zeitschnitten aus Poniatowski et al. (2018)

Nicht minder Interessant sind die Möglichkeiten zur Dokumentation der Zuwanderung und Ausbreitung von Neophyten und Neozoen, also solcher Pflanzen- und Tierarten, die eigentlich ein weit entferntes Verbreitungsgebiet besitzen und nicht in Mitteleuropa beheimatet sind. Sie werden aktiv eingeführt, verschleppt oder gelangen zufällig nach Europa und breiten sich aus: Namentlich sind hier zum Beispiel zwei größere Wanzenarten zu nennen. Aus Nordamerika stammt Leptoglossus occidentalis, die sich seit Beginn der 2000’er Jahre von Südeuropa aus rasant ausbreitet. Einzelne Tiere konnten bereits 2013 an der Ökologiestation des Kreises Unna beobachtet werden, vgl. hier. Mit dem Bioblitz gingen etwa 60 Meldungen dieser Art für UN / DO / HAM ein. Und manch einer weiß die dekorative Wanze als neuen Überwinterungsgast in seinem Heim zu begrüßen.

Leptoglossus occidentalis, Amerikanische Kiefernwanze

Halyomorpha halys ist ursprünglich ostasiatisch verbreitet und zeigt eine rasante Ausdehnung innerhalb der letzten Dekade, s. folgende Screenshots aus Observation.org. Sie ist ob ihres Schadpotentials im Pflanzenanbau gefürchtet und wird aus diesem Grunde auch aufmerksam beobachtet. Und auch sie dürfte mittlerweile kommun unter den Wintergästen in den Fensterritzen und Jalousienkästen zwischen dem sicherlich weitaus bekannteren aber ebenso gebietsfremden Asiatischen Marienkäfer sein.

Einzelne Fundpunkte von Halyomorpha halys in 2016…
…bis Ende 2018 bereits deutlich in die Fläche expandiert…
…Stand Ende 2020 und enorme Zunahme…
…der Beobachtungen bis Ende 2022

Dies sind nur zwei Beispiele – repräsentativ für viele, viele spannende und hochdynamische Prozesse in unserem unmittelbaren Umfeld. Mit den neuen Möglichkeiten von Naturbeobachtungsplattformen wie Observation.org erschließen sie sich einem deutlich breiteren interessierten Publikum.

Wir ermuntern Sie, auch in 2023 ihre Beobachtungen über Observation.org bzw. ihre Vogelsichtungen über ornitho.de zu melden.

Sie wissen noch nicht genau wie das geht? Wir helfen Ihnen gerne weiter.

Quellen:

Dominik Poniatowski, Thorsten Münsch, Felix Helbing und Thomas Fartmann: Arealveränderungen mitteleuropäischer Heuschrecken als Folge des Klimawandels. in Natur und Landschaft 93(2018), Heft 12 553-561. online – Version:http://www.fartmann.net/downloads/articles/Poniatowski_et_al_Heuschrecken_Arealveraenderung_Natur_und_Landschaft_12_2018_2.pdf

Von draußen, vom Gewässer komm ich her …

Zum Jahresende hat der Dachverband der Biologischen Stationen NRW allen Interessierten auf seinem neuen Instagram Account einen naturkundlichen Adventskalender gebastelt. Wir machen nun das 14. Türchen auf und möchten uns mit einem Kurzbeitrag zum schutzwürdigen Kammmolch von Ihnen für dieses Jahr verabschieden.

Das Team der Biologischen Station wünscht Ihnen eine schöne Adventszeit, ein frohes Fest und einen guten Start in das neue Jahr. Bis dahin wünschen wir Ihnen eindrucksvolle Naturerlebnisse und freuen uns auf ein Wiedersehen z.B. bei einer unserer Veranstaltungen.

Renaturierungsmaßnahmen an der Königslandwehr

Im sogenannten geschützten Landschaftsbestandteil Nr. 129 an der Königslandwehr südlich des Dorfes Heil laufen die Arbeiten einer Renaturierungsmaßnahme gerade auf Hochtouren. Im Rahmen zweier Kompensationsmaßnahmen soll im zentralen Bereich des Gebietes ein nährstoffarmer Lebensraumkomplex neu entstehen. Neben einem nährstoffarmen Kleingewässer sollen Bereiche mit sandigem Rohboden geschaffen werden, in denen konkurrenzschwache „Heideweiherarten“ und Pionierarten, wie die Kreuzkröte Lebensraum finden sollen. Dazu wurden auf der alten Sukzessionsfläche bereits alle Gehölze entfernt und das verschilfte Kleingewässer entschlammt. Nun wird nach und nach der organische Oberboden abgezogen und abgefahren.

das dichte Pioniergehölz wird samt Wurzelwerk entfernt
das Kleingewässer ist entschlammt – weiter geht es mit dem Oberbodenabschub

Nährstoffarme Lebensräume und Pionierstandorte sind im Kreis Unna zu einer absoluten Seltenheit geworden. Im Bereich der alten Heidelandschaft an der Königslandwehr bieten sich inmitten der seit Jahrzehnten extensiv genutzten, angrenzenden Flächen gute Voraussetzungen, um diese seltenen Arten dauerhaft zu erhalten/etablieren.

der fertiggestellte westliche Bereich
weiter geht es im Osten der Maßnahmenfläche

unser Klassiker – unser Apfelfest

Beim diesjährigen Tag des Apfels auf der Ökologiestation Bergkamen war unser Stand bei sommerlich warmen Temperaturen immer gut besucht.

Wer wollte, konnte sich über unsere Arbeitsbereiche informieren. Es gab einiges zum Anfassen und beim Hochstaudenquiz war das eigene Wissen gefragt. So ergaben sich viele gute Gespräche und interessante Diskussionen.

Natürlich war wie jedes Jahr auch für das kulinarische Wohl unserer Besucher gesorgt. Die Presse für unseren handgepressten Streuobstapfelsaft stand nicht still und auch unser Heckrindgulasch (Tiere von unseren Projektfläschen) ging kochtopfweise über die Theke.

Wir freuen uns schon auf das nächste große Hoffest am 22. April.