Schonstreifen im Dauergrünland

Diese Wespenspinne hat zwischen Gewöhnlichem Hornklee und Ruchgras eine Kleinlibelle erbeutet

Diese Wespenspinne hat zwischen Gewöhnlichem Hornklee und Ruchgras eine Kleinlibelle erbeutet

Die vergangenen Wochen waren unbeständig, regnerisch und erst der Juli bescherte uns sonnige Phasen, die lang genug waren, damit die Landwirte ihre Wiesen schneiden, das Heu trocknen und dieses dann von den Flächen abräumen konnten. In den Naturschutzgebieten der Lippeaue waren viele der als Wiesen genutzten Flächen auf einen Schlag wie „leergeräumt“.

Altes gewachsenes, artenreiches Grünland wie es in der Lippeaue noch vorkommt, ist in unserer Landschaft selten geworden und auch Säume, Randstreifen oder Bracheflächen schwinden zusehends. Meistens setzen sich diese nur noch aus wenigen Pflanzenarten (Gräser dominieren vielfach den Bewuchs) zusammen, die an die oftmals nährstoffreichen Bedingungen angepasst sind.

Aber was ist mit den Tierarten, die auf „Altgras“, lückige Grünlandbestände, Blütenreichtum, gar auf ganz bestimmte heimische Blütenpflanzen angewiesen sind?

Um diesen Arten gerecht zu werden, wurde auch in diesem Jahr auf einigen größeren Wiesenflächen der öffentlichen Hand mit den Pächtern vereinbart, dass diese bis zu 10 Meter breite Schonstreifen von der ersten Mahd ausnehmen sollten. Insbesondere blütenreiche Bestände sollten stehen gelassen werden. Und, wichtig für den Erhalt der Pflanzenzusammensetzung, die Schonstreifen liegen in jedem Jahr an einer anderen Stelle. Die meisten heimischen Wiesenkräuter mögen es nährstoffarm und zwei Schnitte im Jahr.

Viel Abspracheaufwand, aber es lohnt sich. Hier ein Beispiel:

Auf den ersten Blick ein Streifen mit altem Gras. Aber Achtung, hier steckt Leben drin

Auf den ersten Blick ein Streifen mit altem Gras. Aber Achtung, hier steckt Leben drin

Zwischen Werne und Lünen liegt eine Fläche, die vor Jahren aus der Ackernutzung genommen und eingegrünt wurde. Die Fläche wird extensiv bewirtschaftet und hat sich sehr positiv entwickelt. Viele der mittlerweile dort wachsenden Arten sind entweder von benachbarten Flächen eingewandert oder stammen aus der Samenbank. Die Fläche ist eine der Wenigen in der Lippeaue, die als Fauna-Flora-Habitat-Lebensraum 6510 – Artenreiche Glatthaferweisen angesprochen werden kann.

Hier sucht der Kleine Feuerfalter auf einer Wilden Möhre nach Nektar

Hier sucht der Kleine Feuerfalter auf einer Wilden Möhre nach Nektar

Magerkeit aufzeigende Pflanzenarten wie das Gewöhnliche Ferkelkraut, Gras-Sternmiere oder der Kleine Sauerampfer sind gerade dabei, im vom Landwirt stehen gelassenen Schonstreifen, zur Samenreife zu kommen und sich zu vermehren. Alle drei Arten sind kleinwüchsig und brauchen einen lockeren Vegetationsbestand. In einem nährstoffreichen, stark wüchsigen Bestand wären sie nur wenig konkurrenzfähig.

Der Kleine Sauerampfer ist eine der Raupenwirtspflanzen des Kleinen Feuerfalters (die Raupen sind auf saure und nichtsaure Ampfer-Arten angewiesen, die Verpuppung findet an der Wirtspflanze statt). Dieser Tagfalter, ist neben anderen Falter-, Hummel- und Wildbienenarten derzeit auf Nektarsuche.

Die blaue Federlibelle ist wie alle anderen Libellenarten auf Gewässer angewiesen - die Lippe, einige Altwasser und neu angelegte Gewässer liegen im direktem Umfeld

Die Blaue Federlibelle ist wie alle anderen Libellenarten auf Gewässer angewiesen – die Lippe, einige Altwasser und neu angelegte Gewässer liegen im direktem Umfeld

Von den naheliegenden Gewässern kommen verschiedene Libellenarten, wie die Blaue Federlibelle  zur Jagd und Nahrungsaufnahme. Zahlreiche Heuschreckenmännchen versuchen mit ihrem „Gesang“ Weibchen zu Paarung anzulocken. Wanzen Käfer, Zikaden, Spinnen und Co, viele finden hier Nahrungs- und Lebensraum, können sich bis zum ausgewachsenen Tier entwickeln, entfalten und erneut reproduzieren. Und natürlich, von diesen Insekten profitieren letztendlich auch andere Artengruppen.

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