Verabschiedung nach 28 Jahren – unser langjähriger Leiter Klaus Klinger geht in den Ruhestand

Unser langjähriger Leiter der Biologischen Station Kreis Unna | Dortmund verabschiedet sich zum Ende diesen Jahres nach 28 ereignisreichen Jahren in den Ruhestand. Seit der Einrichtung der Biologischen Station im Dezember 1993 durch die Naturförderungsgesellschaft für den Kreis Unna ist der Aufgabenbereich der Biologischen Station stetig gewachsen: Angefangen bei der Betreuungsarbeit für die Schutzgebiete im Kreis Unna, sind wir mittlerweile auch in Dortmund und Hamm aktiv. Die Mitarbeiterzahl stieg nach und nach von 4 auf 11 feste Stellen. Wir danken Klaus für seine beachtlichen Errungenschaften rund um den Naturschutz und seine unerschöpfliche Gestaltungskraft in und um die Biostation!

Abschied Klaus Klinger
Wir verabschieden uns mit einem weinenden Auge von Klaus Klinger und
begrüßen mit einem lachenden Auge seine Nachfolgerin, Dr. Anne-Kathrin
Happe.

Hochwasser zwischen Ruhr und Lippe

NSG Obergraben westlich Wickede
NSG Obergraben westlich Wickede im Südosten des Kreises Unna bei Fröndenberg-Warmen

Die teils verheerenden Unwetter Mitte Juli 2021 haben auch den Kreis Unna nicht verschont. Nach den Starkregenereignissen und Überflutungen in Fröndenberg am 04.07.21 hat es vom 13.-15.07.21 den ganzen Südkreis und darüber hinaus auch Teile des Nordens getroffen. Sind die Flutschäden auch nicht mit den katastrophalen Ereignissen in der Eifel zu vergleichen, so hat das Unwetter auch im Kreis Unna zu einem Todesfall und hohen materiellen Schäden geführt.

Während die Lippe nur punktuell getroffen worden ist, sind in der Ruhraue nahezu alle tief liegenden Auenflächen von Fröndenberg-Warmen bis Schwerte-Westhofen überschwemmt worden. Daneben haben die zulaufenden Bachtäler erhebliche Hochwasserspitzen aufnehmen müssen.

Ruhraue Westhofen
Ruhraue Schwerte-Westhofen im NSG Alter Ruhrgraben mit der Kluseninsel am 15.07.2021
Kluseninsel im nicht überfluteten Zustand

Die gute Nachricht aus den Naturschutzgebieten im Kreis: alle Nutztierbestände konnten rechtzeitig auf andere Flächen verbracht werden oder blieben vom Hochwasser verschont. Die Biostation hatte bereits im Vorfeld mit den Bewirtschaftern alternative Weideflächen und Rückzugsräume besprochen.

Mehrere Tierbestände mussten aufgrund der Gefahr eines Wehrbruchs evakuiert werden - in Ergste konnte die Mutterkuhherde bleiben
Auf Wasserspiegelhöhe des Ruhrhochwassers: Mutterkuhherde im NSG In der Lake in Schwerte
NSG In der Lake
NSG In der Lake in Schwerte zwischen Wannebach und Offerbach – mit der ausufernden Ruhr

Nach den ersten Kontrollen steht auch fest, dass sich die Naturschutzgebiete in den größeren und kleineren Auen als Retentionsräume bewährt und große Wassermengen zunächst aufgenommen haben – ohne als Rückstau angrenzende Flächen zu gefährden.

Verschlammter und verschmutzter Grünlandaufwuchs nach dem Hochwasser

Weitgehend abzuschreiben sind für viele Landwirte aber auf den Überflutungsflächen die Grünlanderträge des zweiten und teilweise noch des ersten Schnitts. Und auch viele schützenswerte Lebensgemeinschaften und Individuen sind den Wassermassen zum Opfer gefallen – entlang der Ruhr gingen beispielsweise wohl annähernd alle derzeit aktiven Uferschwalben- und Eisvogelbruten im Hochwasser unter.

Als Futter nicht mehr zu nutzen – verschlammter Aufwuchs im NSG Alter Ruhrgraben

Hochwasser ist in den Auen allerdings die notwendige Voraussetzung, um dynamische Lebensräume zu etablieren und zu erhalten. Das Juli-Hochwasser 2021 wird in den Naturschutzgebieten im Kreis auch bleibende positive Spuren hinterlassen – und die Diskussion um naturnahe Auen als Retentionsräume zum Schutz der Siedlungen vor Überflutungen begleiten.

Die Kühe kommen – Wiederaufnahme der Beweidung im NSG “In der Lake” in Schwerte-Ergste

Bis in die 1990er Jahre gehörte die Freilandhaltung von Rindern zum gewohnten Bild in der Schwerter Ruhraue. Spätestens seitdem ist die Nutztierhaltung auf den Weiden in unserem Raum – abgesehen von einigen Pferdekoppeln – auf dem Rückzug. Kühe, Rinder oder Schafe auf der Weide sind im Ruhrtal inzwischen ein seltener Anblick. Im Naturschutzgebiet «In der Lake» in Schwerte sind vor einigen Jahren zum letzten Mal Rinder aufgetrieben worden, die Beweidung der großen Flächen an der A45 endete bereits in den 1990er Jahren. Aus den einst beweideten Grünlandflächen sind inzwischen Mähwiesen geworden. Damit einher ging ein Verlust an Lebensraumvielfalt für Tier- und Pflanzenarten und auch unser Landschaftserleben ist um eine Empfindung ärmer.

Trotz der Wegegebote im Naturschutzgebiet sind die vermeintlich ungenutzten Wiesen als Freizeit- und Ausführfläche für Hunde genutzt worden. Zahlreiche Trampelpfade durchziehen das Gebiet. Für Schafstelze, Wiesenpieper und Feldhase ist kein Platz übrig geblieben.

Ab Frühjahr 2021 werden im NSG “In der Lake” wieder Rinder weiden

Nach über 20 Jahren unternimmt ab Frühjahr 2021 Bauer Sebastian Becker auf Vermittlung der Bezirksregierung Arnsberg, des Kreises Unna und der Biologischen Station Kreis Unna | Dortmund mit seiner Rinderherde einen neuen Anlauf, die Flächen an der A45 naturschutzgerecht zu beweiden. Teile der Wiesenflächen werden wieder in Weideland überführt. Die Rinder werden dort artgerecht und ohne Einsatz von Kunstdünger und Pestiziden gehalten. Diese Nutzung kommt der Lebensraumvielfalt zugute und trägt zur Gebietsberuhigung bei.

Landwirt Sebastian Becker wird mit seiner Rinderherde im Frühjahr 2021 die Beweidung im Naturschutzgebiet wieder aufnehmen

In der dritten Oktoberwoche 2020 sind dazu Zaunbaumaßnahmen zwischen dem Offerbach und der A45 durchgeführt worden. Die Instandsetzung des vorhandenen Weidezaunes ist erforderlich, um ein Ausbrechen der Tiere zu unterbinden. Auf der nahen Autobahn könnte es sonst zu schweren Verkehrsunfällen kommen und auch die Ruhr ist nicht ohne Gefahren für die Tiere.

Zauninstandsetzung am 19.10.2020
Die Rinder können kommen . . .

Zeitgleich zur Instandsetzung der Zäune ist ein kleiner Bereich der Wannebach-Uferböschung im Gebiet abgesenkt worden, um ein Ausufern des Bachlaufes bei Hochwasser zu ermöglichen. Eine noch vorhandene Geländesenke soll sich bei Starkregen wieder füllen dürfen und auentypische Flutrasen sowie temporäre Flachgewässer ermöglichen.

Uferabflachung des Wannebaches
Abflachung und die angrenzende Geländesenke

Im Naturschutzgebiet gilt das Wegegebot, ein Betreten der Flächen ist zum Schutz der Tier- und Pflanzenarten nur auf den befestigten Wegen gestattet. Spaziergänger und Gassigänger werden gebeten, die Grünlandflächen mit dem Beginn der Beweidung nicht mehr zu betreten und das Wegegebot einzuhalten. Eine Übersicht über den Beweidungsbereich und das Naturschutzgebiet finden Sie als Download hier!

Waldbrandgefahr auch in den Naturschutzgebieten im Kreis Unna erhöht

Waldbrände im April in Naturschutzgebieten an der niederländisch-deutschen Grenze oder im Sauerland – der trockene April hat die Waldbrandgefahr bzw. den Waldbrandgefahrenindex in die Höhe getrieben.

Nur 5 % aller Waldbrände gehen auf natürliche Ursachen zurück, vielfach ist menschliches Fehlverhalten Auslöser für einen Brand.

Auch im Kreis Unna gilt es, sich in der freien Landschaft und besonders im Wald umsichtig zu verhalten. Wir bitten darum, die Hinweise des Landesbetriebes Wald und Holz zu beachten und alles zu unterlassen, was die nach zwei regenarmen Jahren und den vergangenen trockenen Wochen bereits jetzt relativ ausgedorrten Gehölzflächen bedrohen könnte:

Hantieren sie in der freien Landschaft und besonders in den Naturschutzgebieten nicht mit Feuer, drücken Sie Ihre Zigaretten immer im Aschenbecher vollständig aus, parken Sie Ihr Auto nicht auf Graswegen und -flächen. Melden Sie Rauchentwicklung oder offenes Feuer in der Landschaft sofort der Feuerwehr unter 112.

NSG Kiebitzwiese – Erlenstechen und Rohrkolbenziehen

Rohrkolben auf der Kiebitzwiese Foto: Hermann Knüwer

Der Naturschutzbund hatte im achten Jahr gerufen und viele waren gekommen: 18 Freiwillige halfen am 09.11.2019, die Feuchtbereiche auf der Kiebitzwiese für Wat- und Wasservögel offen zu halten. In Teilbereichen sollen aufwachsende Erlen und Rohrkolben gehindert werden, allzu schnell die offenen Uferbereiche und Wasserflächen zu beschatten. Zum Wohle der dort nahrungssuchenden Limikolen und brütender Enten.

Im Einsatz Foto: Hermann Knüwer

Nach einem matschigen Vormittag dann ab Mittag das inzwischen schon obligatorische Spätstück von allen Helfern für alle Helfer.

Traditionelles Spätstück nach der Schlammschlacht Foto: Hermann Knüwer

Vogelschutzgebiet Hellwegbörde: Beschilderung der Prioritären Maßnahmenräume komplett

Die neuen Schildertafeln im Vogelschutzgebiet Hellwegbörde – hier noch mit dem zu ersetzenden separaten Hinweisschild zur Anleinpflicht

Im Vogelschutzgebiet Hellwegbörde sind im Kreis Unna jetzt die drei Prioritären Maßnahmenräume (PMR) vollständig neu ausgeschildert worden. Gemeinsam mit der Landwirtschaftskammer, dem Landwirtschaftsverband und dem Kreis Unna wurden die neuen Schildertafeln von der Biostation entworfen und an 13 Standorten vor Ort aufgestellt. Ziel ist die Information über das Schutzgebiet und die wichtigsten Ge- und Verbote. Insbesondere die Einhaltung des Wegegebotes und die Anleinpflicht zur Brutzeit sind für die Bemühungen zum Schutz der Vogelwelt der Hellwegbörde von wichtiger Bedeutung.

Hermann Knüwer, UNB Kreis Unna, Thomas Raulf, Hellweger Anzeiger, Heinz-Wilhelm Büscher, Landwirtschaftsverband und Kreislandwirt Henrik Plaas-Beisemann beim Pressetermin im Vogelschutzgebiet anläßlich der Schildaufstellung

In den PMR Wilhelmshöhe (Strickherdicke), Hemmerde und Bausenhagen werden aufgrund der dort vorhandenen Artenausstattung vorrangig und in größerem Umfang Maßnahmen zum Schutz der Zielarten (u. a. Wiesen- und Rohrweihe, Wachtelkönig, Wachtel, Rotmilan, Mornellregenpfeifer, Kiebitz) durchgeführt.

NSG Kiebitzwiese: Erster Bruterfolg des Weißstorches in der Ruhraue

Weißstorch
Flügger Jungstorch am 26.07.2019 im Naturschutzgebiet Kiebitzwiese in Fröndenberg Foto: Gregor Zosel

Nach einigen Anläufen hat es in diesem Jahr erstmals geklappt – und nicht nur geklappert: Ein Jungvogel des Weißstorch-Paares auf dem Kunsthorst im Naturschutzgebiet Kiebitzwiese in Fröndenberg ist flügge und hat den Horst verlassen. Ein zweiter Jungvogel hat es wohl nicht geschafft. Schon seit Wochen fiel er durch seine geringe Größe und dadurch auf, dass er nicht im Horst stand sondern immer nur hockte.

Gregor Zosel, Naturschutzwächter in Westick, hat am 26.07.2019 die ersten Flugversuche des überlebenden Jungstorches beobachten und dokumentieren können. Für das Ruhrtal ist dies die erste registrierte erfolgreiche Naturbrut.

Beigetragen zu diesem Erfolg haben auch die Stadtwerke Fröndenberg, die 2012 die Finanzierung der aufgestellten Nisthilfe übernahmen!

Feldvogelschutz: Hotspotgespräche mit der Landwirtschaft

Rechtzeitig vor der Getreideernte, der Einsaat der Winterungen und Zwischenfrüchte haben Anfang Juli die “Hotspot-Gespräche” zwischen der Landwirtschaftskammer, dem Landwirtschaftsverband, den bewirtschaftenden Landwirten, dem Kreis Unna und der Biologischen Station stattgefunden.

Hotspotgespräch mit den anliegenden Landwirten, der Landwirtschaftskammer, dem Kreis Unna und der Biostation in Werne am 05.07.2019 Foto: Hermann Knüwer

Ziel der Gespräche in den noch vorhandenen Schwerpunktvorkommen von Kiebitz und Co. – den “Hotspots” – ist die Abstimmung der Fruchtfolge und die Einwerbung von Feldvogel-Schutzflächen. Moderiert vom Geschäftsführer der Landwirtschaftskammer Ruhr-Lippe, Harald Lopotz, wurde gemeinsam mit den Landwirten die Feldbestellung um die bestehenden Vertragsnaturschutz-Schwarzbrachen koordiniert. Die langjährigen Kiebitzbrutplätze in den Schwerpunkt-Gebieten sind als Schwarzbrachen mehrjährig vertraglich gesichert – im Frühjahr hat die Art hier optimale, störungsfreie Fortpflanzungsbedingungen. Damit die Kiebitze auch im Folgejahr den geschützten “schwarzen” Acker als Neststandort wählen, sind die umliegenden Bewirtschafter in den Hotspotgesprächen informiert worden, angrenzende Flächen im Rahmen ihrer Fruchtfolge mit Wintergetreide einzusäen oder die Winter-Zwischenfrucht bis in den April hinein stehen zu lassen. Beides wird von den Kiebitzen aufgrund des höheren Aufwuchses zur Anlage der Nester gemieden.

Auch die Rotation der Schutzflächen zur Verringerung der Prädation und der Betroffenheit einzelner Landwirte sowie die Einwerbung neuer Vertragsflächen wurde konstruktiv diskutiert.

Gerade war gestern – neue Schleifen für den Strickherdicker Bach

Gerade fertiggestellt: renaturierter Strickherdicker Bach mit laufverlängernden Schleifen

Gerade fertiggestellt: renaturierter Strickherdicker Bach mit laufverlängernden Schleifen

Ende August 2018 begannen die Bauarbeiten zur Renaturierung des Strickherdicker Baches im gleichnamigen Naturschutzgebiet – zwei Monate später sind die Bauarbeiten weitgehend abgeschlossen. Seit dem 31.10.2018 läuft das Wasser auf ganzer Länge des Plangebietes in einem neuen Bett. Noch sieht das Umfeld baubedingt recht wüst aus, erkennen kann man aber deutlich die neue oberflächennahe Lage des Bachbettes und die auflaufende Feuchtwiesen-Vegetation. Bereits jetzt sind am Bachlauf Gebirgsstelzen zu beobachten, die das neue Bachbett dankbar annehmen.

Sohlrampe zum Abbau des Gefälles am Gebietsende

Sohlrampe zum Abbau des Gefälles am Gebietsende

Am Samstag, 10.11.2018 stellen der Kreis Unna und die Biologische Station das Erreichte um 14.15 Uhr auf einer kurzen Exkursion vor Ort vor – Gummistiefel sind dabei Pflicht! Treffpunkt ist aufgrund der fehlenden Parkmöglichkeiten im NSG der DB-Haltepunkt Ardey.

Anschluß an den wesentlich tiefer liegenden Altlauf

Anschluß an den wesentlich tiefer liegenden Altlauf