Im Naturschutzgebiet „Lippeaue von Stockum bis Heil“ ließ die Untere Landschaftsbehörde des Kreises Unna in Kooperation mit der Biologischen Station Ende Juni eine ca. zwei Hektar große Brachefläche in Grünland umwandeln.
Mit Hilfe zweier ortsansässiger Landwirte wurde die Fläche, die Ende 2014 in die öffentliche Hand überführt werden konnte, bei optimaler Witterung per Mahdgutübertragung begrünt. Dafür wurde die Fläche zunächst einmal Mitte des Monats unter Einsatz einer Scheibenegge „schwarz“ gemacht – das heißt das Saatbett für die zukünftige Wiese wurde vorbereitet.
Dann, nachdem die Fläche nach den Regenfällen der vergangenen Tage abgetrocknet war, konnten die weiteren Arbeitsschritte vorgenommen werden. Zwei direkt angrenzende, artenreiche Grünlandflächen wurden im morgendlichen Tau geschnitten und das Mahdgut direkt nach dem Schnitt auf einen Ladewagen aufgeladen.
Bei diesem Ladevorgang wurde das Schnittgut zerkleinert, so, dass es optimal auf der zukünftigen Grünlandfläche per Dosierwalze ausgebracht und verteilt werden konnte. Wichtig war eine zeitnahe Abfolge dieser Arbeitsschritte, um das Ausfallen der Samen zu minimieren.
Zum Abschluss der Arbeiten, wurde das Mahdgut per Heuwender noch einmal gründlich verteilt, so dass überall auf der Fläche der gereifte Samen des Mahdgutes ausgebracht werden konnte. Nun sind gute Bedingungen geschaffen, um eine artenreiche Wiese entstehen zu lassen.

2. Schritt zur erfolgreichen Mahdgutübertragung – Mahd von ausgesuchten Flächen, mit deren Samen die neue Fläche begrünt werden soll, danach Aufladen des Mahdgutes auf den Ladewagen
Aber warum der ganze Aufwand? Warum wurde hier keine gängige Einsaat vorgenommen?
Zwei durchaus berechtigte Fragen. Die Flächen, von denen das Mahdgut stammt, sind traditionelle Grünlandflächen, die in den vergangenen Jahren extensiv bewirtschaftet wurden.
Es darf davon ausgegangen werden, dass die Arten dieser Flächen gebietsheimisch sind, und nicht, wie es bei konventionell hergestelltem Saatgut üblich ist, in weit entfernten Regionen, Nachbarländern oder gar in Übersee vermehrt wurden. Dies ist ein genetischer Vorteil, da die Pflanzen an die Umweltbedingungen vor Ort angepasst sind. Zudem sind die Flächen aufgrund der jahrelangen extensiven Bewirtschaftung sehr artenreich.

3. Schritt zur erfolgreichen Mahdgutübertragung – Ausbringen des zerkleinerten Mahdgutes auf die neu zu begrünende Fläche
Vor allem viele charakteristische krautige Arten, die in den vielerorts nur noch intensiv genutzten Grünlandflächen selten geworden oder ganz ausgefallen sind, wachsen auf diesen Flächen. Um den Erhalt dieser Arten zu sichern, die auch diversen Tierarten als Lebensgrundlage dienen, ist die Übertragung per Mahdgutübertragung sinnvoll. Sofern es sich nicht um Arten handelt, die sich z.B. per Wind ausbreiten können, wie es beim heimischen Wiesen-Bocksbart der Fall ist, sind viele heimische Arten wenig oder begrenzt ausbreitungsfähig.

4. Schritt zur erfolgreichen Mahdgutübertragung – gleichmäßiges Verteilen des vorgereiften Samens auf der Fläche
Nicht zuletzt kann davon ausgegangen werden, dass das Artengefüge der Mähflächen an den dort vorliegenden frischen bis trockenen Standort in der Lippeaue angepasst ist. Das ökologische Potential von vor Ort wurde im Rahmen dieser Maßnahme also bestmöglich ausgeschöpft.
Wir dürfen gespannt sein, wie der Erfolg der Mahdgutübertragung ausfallen wird. Vielleicht noch nicht im nächsten Jahr, aber möglicherweise nach zwei Jahren werden sich Kleinköpfiger Pippau, Gras-Sternmiere, Rapunzel-Glockenblume, Gewöhnliches Ferkelkraut, Flaumiger Wiesenhafer, Gewöhnliche Hainsimse, Wiesen- und Kleiner Sauer-Ampfer, Gewöhnlicher Hornklee und Co neu etabliert haben.