Heerener Holz

Naturschutzgebiet Heerener Holz

Flächengröße: 65 ha
Rechtskräftig: 27.07.1995

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Das Heerener Holz ist mit einer Ausdehnung von 65 ha für den Naturraum Hellwegbörde ein verhältnismäßig großes, geschlossenes Waldgebiet. Zahlreiche alte Entwässerungsgräben deuten auf hoch anstehendes Grundwasser hin. Dies mag u.a. eine Erklärung dafür sein, dass diese Waldinsel nicht wie die umgebenden Flächen mit hochwertigen Äckerböden für eine frühzeitige landwirtschaftliche Nutzung gerodet wurde.

Staunasse Böden mit Auwald aus Erlen und Eschen sind aber nur noch im unmittelbaren Kontakt mit Gewässern erhalten. Die feuchtegeprägten Bestände der Stieleichen-Hainbuchen-Wälder (Stellario-Carpinetum stachyetosum) und die frische bis eher trockene Bodenverhältnisse anzeigenden Flattergras-Buchenwälder (Milio-Fagetum) sind im Frühjahr von einer artenreichen Krautschicht bedeckt. Während die Blütenteppiche des Buschwindröschens (Anemone nemorosa) auch auf  eher sauren Böden vorkommen, sind Lungenkraut (Pulmonaria officinalis), Goldnessel (Galeobdolon luteum) und Vielblütige Weißwurz (Polygonatum multiflorum) Zeigerpflanzen für einen basenreichen Untergrund. Besonders im Westteil des Waldgebietes  weist auch das Perlgras (Melica uniflora) auf den kalkreichen Boden hin.

Einige Parzellen mit nicht standortheimischen Bäumen wie Hybridpappeln und Lärchen wurden vom Forstamt bereits durch Baumarten der natürlichen Vegetation ersetzt. Dagegen ist die rund 30 ha großen Naturwaldzelle in der westlichen Hälfte von  forstlichen Eingriffen  ausgenommen. In dieser sehr alten Waldfläche  vom Typus der artenreichen Eichen-Hainbuchen-Wälder (Stellario-Carpinetum stachyetosum) wachsen als botanische Besonderheit auch Flatterulmen (Ulmus laevis), die durch stelzenartige Brettwurzeln leicht von den anderen Bäumen unterschieden werden können.

Es besteht ein strenges Betretungsverbot, da die Waldentwicklung frei von jeglichem menschlichem Einfluß beobachtet werden soll. Dazu werden seitens des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) in regelmäßigen Abständen Bestandserhebungen der Tiere und Pflanzen durchgeführt. Auch im übrigen Waldgebiet gibt es eine Vielzahl von imposanten alten Bäumen, darunter auch bereits abgestorbene Stämme, die von markanten Porlingen wie dem Zunderschwamm oder der Schmetterlingstramete besiedelt sind. Gerade das Totholz ist für eine natürliche Waldfauna von hohem Wert, weil viele typische und inzwischen bestandsbedrohte Insektenarten wie z.B. Balkenschröter, Hirschkäfer und Rothalsbock das bereits in Zersetzung befindliche Holz als Kinderstube für ihre Larven benötigen.

Die Vielzahl von Insekten deckt wiederum den Nahrungsbedarf zahlreicher anderer Waldtiere, zum Beispiel der Spechte. In den alten und absterbenden Bäume des Heerener Holzes leben neben den häufig vorkommenden Bunt- und Grünspechten auch der seltene Mittelspecht. Während dieser vor allem in alte Eichen seine Nisthöhlen zimmert, schafft der schwächere Kleinspecht dies nur in Weichhölzern wie Weiden und Pappeln. Aufgegebene Spechthöhlen werden gerne von anderen baumbrütenden Vogelarten wie Waldkäuzen oder Staren genutzt. Auch Fledermäuser nutzen Baumhöhlen gerne als als Wochenstube oder Quartier auf ihren saisonalen Wanderungen.

Amphibien nutzen das Heerener Holz überwiegend als Sommerlebensraum oder ziehen sich hier im Winter in frostfreie Bodenschichten zurück. Als Laichgewässer sind die meistens früh im Jahr austrocknenden Gräben und tümpelartigen Aufweitungen eher ungeeignet, weil sie wegen der Beschattung durch die Gehölze nicht nur kühl, sondern durch den Laubfall auch sehr eutroph sind. Trotzdem gibt es in den Gräben am Wegesrand gelentlich die Eiballen der Grasfrösche zu entdecken, die im zeitigen Frühjahr nicht ahnen, dass bereits in wenigen Wochen kein Wasser mehr für ihren Nachwuchs zur Verfügung steht.

Neben einer Vielzahl von waldtypischen Singvögeln wie Fitis oder Waldlaubsänger fallen dem aufmerksamen Beobachter die in den Baumkronen horstenden Greifvogelarten  Mäusebussard, Habicht und Sperber auf. Seltener schreiten auch Wespenbussarde im Heerener Holz zur Brut. Ebenso wie die bodenlebenden Tiere sind auch sie auf störungsarme Rückzugsbereiche angewiesen.

Deshalb ist es sehr wichtig, dass Erholungssuchende wenigstens die Naturwaldzelle respektieren und auf den gekennzeichneten Wegen bleiben und ihre Hunde nicht querwaldein stöbern lassen. Nach langen Jahren voller Verstöße gegen die Betretungsregeln dieses NSG und nach öffentlichen Diskussionen hat das Forstamt im Herbst 2013 einer Duldung des Trampelpfades ganz im Süden der Naturwaldzelle zugestimmt, weil eine straßenferne Schließung des Rundweges nicht auf den angrenzenden Privatflächen realisiert werden konnte. Außerdem ist auf den neuen NSG-Schildern erkennbar, dass zwei kreuzende Rückegasse in der östlichen Hälfte des Naturschutzgebietes für die Erholungsnutzung geduldet werden.
Allerdings betreten die Besucher diese Pfade vollständig auf eigene Gefahr, weil das Forstamt eine Verkehrssicherung lediglich auf den dafür hergerichteten, gekennzheichneten Wanderwegen übernimmt.

Naturschutzgebiet Heerener Holz 2013
Naturschutzgebiet Heerener Holz 2013