Horster Mühle/Hemmerder Wiesen

Naturschutzgebiete Horster Mühle / Hemmerder Wiesen

Flächengröße: 7,5 ha Horster Mühle, 53 ha Hemmerder Wiesen
Rechtskräftig: 27.7.1995 Horster Mühle, 26.11.2008 Hemmerder Wiesen

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Die Naturschutzgebiete Horster Mühle und Hemmerder Wiesen 2014

Als vorerst letztes Naturschutzgebiet im Kreis Unna wurden Ende 2008 mit der Aufstellung des Landschaftsplanes (LP) Unna die „Hemmerder Wiesen“ ausgewiesen, die unmittelbar an das im LP Kamen-Bönen festgesetzte NSG „Horster Mühle“ angrenzen. Es handelt sich um Wiesen und Weiden entlang der Bäche Amecke, Kirchgraben und Vöhdegraben, die zum größten Teil bereits in Besitz des Kreises, der Stadt Unna und des Naturschutzbundes (NABU) sind. Der zur NSG-Ausweisung führende Wert der Flächen lag vor allem in der ornithologischen Ausstattung mit Arten der halboffenen Heckenlandschaften wie Reb­huhn, Wachtel, Nachtigall und Neuntöter.

Die jahrzehntelang intensiv genutzten und drainierten Flächen sind teilweise noch in Ackernutzung und sollen nach Überführung in öffentliches Eigentum in Grünland umgewandelt werden. Verzögernd wirkt sich die schwindende Flächenverfügbarkeit von Tauschland für die ansässigen Landwirte aus, die ihr Einkommen auf anderen Flächen außerhalb des NSG erwirtschaften müssen. Die Flächenkonkurrenz durch Fremdnutzungen wie Gewerbegebiete, Straßenbau u.v.a. ist ein bundesweit sich verschärfendes Problem.

Seit 2009 sind auf den im Eigentum des NABU befindlichen Grünlandflächen und auf den kreiseigenen Flächen zahlreiche Stillgewässer angelegt worden. Hier wurde eine rasche Besiedlung durch Amphibien aus dem unmittelbar nördlich angrenzenden NSG Horster Mühle beobachtet, vor allem der Laubfrosch als wanderfreudige Art kann im April / Mai aus vielen der Tümpel rufend vernommen werden.

Weiterhin wurden einige Uferabschnitte der Amecke und des Kirchgrabens durch Abgrabung aufgeweitet, so dass die bislang begradigten und ausgesteinten Fließgewässer eine größere Strukturvielfalt erhalten haben. In den Flachwasserbereichen konnten sich zusätzlich zur Bachberle als hier dominanter Art der Fließgewässerröhrichte weitere Röhrichtarten oder Unterwasserpflanzen ansiedeln, die wiederum einen Lebensraum für gewässergebundene Insekten u.ä. bieten. Vor allem die Gebänderte Prachtlibelle als Anzeiger für relativ sauberes und sauerstoffreiches Wasser ist seit einigen Jahren in großer Anzahl an der Amecke zu beobachten.

Im Mündungsbereich der Amecke werden vom Pflegetrupp der Biologischen Station immer wieder Steilufer abgestochen, um dem hier regelmäßig auf Nahrungssuche anzutreffenden Eisvogel einen Brutplatz anbieten zu können.

Mehrere Kiebitzbruten gaben seit 2011 Anlass zur Hoffnung, dass die Hemmerder Wiesen auch für diesen überall von starken Bestandsrückgängen bedrohten Bodenbrüter wieder ein attraktives Brutgebiet werden können. Die nach hohen winterlichen Wasserständen vegetationsarmen Uferbereiche der größeren Stillgewässer stellen hierfür geeignete Habitatbedingungen dar.

Weiterhin sind diese Stillgewässer und das sie umgebende feuchte Grünland zunehmend wichtige Nahrungs- und Rastplätze für wandernde Vogelarten wie Silberreiher, Bekassine, Brachvogel sowie verschiedene Wasserläufer- und Entenarten. Sogar ein Fischadler wurde schon beutesuchend gesichtet. Zu den von aufmerksamen Beobachtern im Winterhalbjahr gemeldeten seltenen Vogelarten gehören auch übernachtende Kranichtrupps (siehe www.oagkreisunna.de).

In den unbewirtschafteten Säumen entlang der Grünlandflächen brüten Sumpfrohrsänger und Feldschwirl, während für die hier anzutreffenden Schwarzkehlchen noch kein Brutnachweis erbracht werden konnte.

 

An den Stillgewässern wanderten auch für das Gebiet neue Pflanzenarten ein wie Brennhahnenfuß, Zierliches Tausendgüldenkraut, Zweizeilige Segge und Gelb-Segge. Außer Arten der Flutrasen, Röhrichte und Uferhochstauden wurden in den ersten Jahren Arten der Ackerbeikrautgesellschaften gefunden, darunter auch der seltene Ackerkleinling.

 

Eine Anreicherung der Grünlandflächen mit typischen Blütenpflanzen der frischen bis feuchten Wiesen ist auf den jahrzehntelang intensiv genutzten und drainierten Flächen schwierig. Zum einen sind vermutlich viele Pflanzenarten nicht mehr in der Samenbank des Bodens verfügbar, zum anderen lassen sich die schweren Gley- und Pseudogley-Böden wegen ihres Nährstoffbindevermögens nur schwer aushagern. So sind die Grünlandflächen noch lange Zeit von hochwüchsigen Gräsern dominiert, die die zumeist lichtbedürftigen Kräuter ausdunkeln. Stellenweise wurde daher versucht, durch Übertragung von Mahdgut artenreicher Wiesen aus der Umgebung oder durch Ausbringung von zertifiziertem regionalem Saatgut einen höheren Anteil an Blütenpflanzen bei der Umwandlung der Ackerflächen zu erreichen.

 

Die meisten Maßnahmen zur Entwicklung der oben genannten Biotoptypen wurden im Rahmen von Kompensationsverpflichtungen finanziert, d.h. die Naturzerstörung beispielsweise durch den Bau von Gewerbe- oder Siedlungsgebieten soll durch ökologische Aufwertung der Landschaft an anderer Stelle ausgeglichen werden.

 

Naturschutzgebiet Kiebitzwiese 2013