Mühlenstrang

Naturschutzgebiet Mühlenstrang

Flächengröße: 55 ha
Rechtskräftig: 27.11.1998

Aktuelle Informationen

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NSG Mühlenstrang unterhalb Haus Rutenborn

NSG Mühlenstrang unterhalb Haus Rutenborn

 

Das NSG Mühlenstrang umfasst die ausgedehnten Grünlandflächen des Ruhrtals beiderseits des namengebenden Mühlenstrangs zwischen Haus Rutenborn im Norden und dem Ruhrfeldgraben  im Süden.
Den zentralen Bereich des Gebietes nehmen die großflächigen, extensiv genutzten Weideflächen beiderseits des Mühlenstrangs ein. Nach mehrjähriger Extensivierung sind Teilbereiche wieder relativ artenreich. Nach Osten und Süden grenzen z. T. artenreiche Wiesenbestände an.
Die Hangkanten sind im Nordwesten von Stieleichen-Hainbuchen- und Bergahorn-dominierten Gehölzen bestanden, nassere Bereiche mit Erlen und Weiden.
Der Mühlenstrang weist abschnittsweise Ufergehölze oder dominierende Rohrglanz-Röhrichte auf.
Im Westteil begrenzt im Süden eine entwässerte alte Flutrinne mit eutrophen Erlen- und Eschenmischbeständen das Gebiet.

Wertvoll sind auch die großflächigen feuchten und nassen Hochstaudenfluren in den von Norden zum Mühlenstrang zufließenden Siepen: Sumpfdotterblume und der relativ seltene Wasserampfer finden sich dort. Regelmäßige Pflegeschnitte sind notwendig, um den Bereich des Gehrenbaches vor der vollständigen Verbuschung zu bewahren.

NSG Mühlenstrang

Feuchte Hochstaudenfluren im Gehrenbachtal – ohne Pflege droht die Verbuschung

 

 

 

 

 

 

 

 

Ackerwirtschaftlich genutzte Parzellen im NSG sind 2013/2014 wieder in extensiv genutztes Grünland umgewandelt worden, entlang des Mühlenstrangs wurde ein großes Flachgewässer angelegt, um den Tier- und Pflanzenarten einer dynamischen, naturnahen Flußaue wieder einen Lebensraum zu bieten.

Angelegte Blänke auf ehemaligem Acker am Mühlenstrang.

Angelegte Blänke auf ehemaligem Acker am Mühlenstrang

Das Naturschutzgebiet wird von zahlreichen Vogelarten als Lebensraum angenommen: So nutzen verschiedene Enten-, Gänse- und Schwanenarten den Mühlenstrangbereich als Brut- oder als Rastplatz.Das großräumig zusammenhängende, von Grünlandflächen geprägte Gebiet besitzt ein hohes Entwicklungspotential zur Wiederherstellung naturnaher Auenlandschaften.

 

Zur Geschichte des Mühlenstrangs bei Haus Rutenborn

Schon mindestens seit dem 14. Jahrhundert thront das Haus Rutenborn hochwassersicher über seinen Grünland- und Ackerflächen in der Ruhraue zwischen dem Gänsewinkel in Schwerte und der Ortslage Geisecke, zwischen der Terrassenkante der Ruhr und dem Ruhrfeldgraben am Ruhrtalradweg.

Haus Rutenborn

Haus Rutenborn

Was sich nach jahrhundertelanger Kontinuität anhört ist bei näherem Hinsehen doch ein stetiger Wandel, zumindest was die unterhalb liegende Aue betrifft. „In den Villigster Kämpen“ werden die großen Grünlandflächen in der Ruhraue unterhalb Rutenborn in der preußischen Uraufnahme 1839/1840 genannt. Bis zum Beginn des letzten Jahrhunderts kann die Ruhr bei Hochwasser an die steile Terrassenkante heranfluten, sie ist unreguliert und verzweigt, die Ufer unverbaut. Mit dem Einzug der großmaßstäblichen Wasserwirtschaft in das Ruhrtal wird das anders. Die Ruhr wird reguliert, in den 1930er Jahren wird der Ruhrfeldgraben zunächst als Aneinanderreihung von Becken zur Wassergewinnung, dann bis in die 1970er Jahre mit einer künstlichen Bifurkation vom Mühlenstrang aus als Umfluter ausgebaut.

NSG Mühlenstrang

Der nur mäßig unterhaltene Mühlenstrang im gleichnamigen NSG

Gleichzeitig werden die Grünlandflächen nördlich des Grabens, das heutige NSG, weitgehend umgebrochen, zurück bleiben kleine Grünlandparzellen, die ehemaligen, tieferliegenden und wohl nicht ackerfähigen Flutrinnen verbuschen. Auch der Mühlenstrang bleibt nicht unverändert. Er entstand als Relikt einer der beiden Ruhrarme, welche bis 1719 durch die Aue flossen. Die Ruhr verlagerte in diesem Jahr nach einem Hochwasser ihren Hauptlauf nach Süden. Der verbliebene Arm wurde eingeengt, um wenigstens noch die Wassermühle (daher der namengebende „Mühlenstrang“) in Schwerte betreiben zu können. In den 1950er Jahren wurde der Lauf begradigt und das Profil eingetieft. Später wurde noch eine zusätzliche Verwallung zur Hochwassersicherung entlang des Mühlenstranges im heutigen NSG aufgeworfen. Etwa ab den 1950er Jahren fielen auch die beiden bis dahin beweideten und gemähten Feuchtsiepen des Gehrenbaches und bei Haus Rutenborn brach.

NSG Mühlenstrang

Beste Landschaftspfleger – Mutterkühe auf extensiver Standweide

Mit der Unterschutzstellung 1998 konnte mit dem ansässigen Betrieb eine extensive Mutterkuhhaltung vereinbart werden. Diese Nutzungsform bietet die Chance, den Weidebetrieb auf den z. T. wieder eingesäten Grünlandflächen im NSG naturschutzgerecht zu gestalten. Eine deutlich verringerte Viehdichte und der Verzicht auf Pestizide und Düngung lassen seitdem wieder großflächig artenreichere und magere Viehweiden nach dem historischen Vorbild entstehen.

Der Mühlenstrang selbst wird nur maßvoll unterhalten und weist inzwischen wieder zahlreiche Wasserpflanzen und eine entsprechende Tierwelt auf: Bachberle, Wasserstern, Schwertlilie und Igelkolben wachsen im Gewässer, Prachtlibellen, Flussnapfschnecke, Gebirgsstelze und Teichhuhn sind hier zu Hause. Die auwaldartigen Gebüsche werden von Grünspecht, Kleinspecht und zur Brut genutzt, in den Hecken und auf den Weiden brüten Neuntöter und Rohrammer, jahrweise existierte in einem Fichtenbestand eine kleine Graureiherkolonie.

 

 

NSG Mühlenstrang

NSG Mühlenstrang