Naturschutzgebiete der Ruhraue

Zur ökologischen Bedeutung der Ruhraue im Kreis Unna

 Von der Quelle am Ruhrkopf bei Winterberg auf 674 m ü. NN bis zur Mündung in Duisburg am Rhein auf 17 m ü. NN verläuft die Ruhr auf 219 km am nördlichen Rand des Sauerlandes und des Bergischen Landes. Etwa 30 km des Flusslaufes liegen im Kreis Unna bzw. an der durch die Ruhr gebildeten südlichen Kreisgrenze. Die Ruhr umfasst ein Einzugsgebiet von 4485 km². Während Lauflänge und Einzugsgebiet von Ruhr und Lippe weitgehend übereinstimmen, charakterisiert und trennt der zu überwindende Höhenunterschied und das vorherrschende Sediment die beiden Flusssysteme: 657 m verliert die Ruhr von der Quelle bis zur Mündung und verläuft im Oberlauf durch das silikatreiche Rheinische Schiefergebirge. Sie ist damit als grobmaterialreicher Mittelgebirgsfluss anzusprechen, die für einen strömungsarmen Flachlandfluss wie die Lippe typischen weiten Mäander fehlen ihr.

Wandel durch Nutzung

 Ebenso wie die Lippeaue hat auch die Ruhraue bereits lange Phasen von Umgestaltungen durch die sich wandelnden Nutzungsinteressen des Menschen erlebt. Flussbegradigung, Uferverbau, die Entwässerung der Aue zur Gewinnung von Acker- und Siedlungsland haben Überschwemmungsflächen, Auwälder und Feuchtgrünland weitestgehend verdrängt.

Trinkwassergewinnung für Millionen – hier das Hammer Wasserwerk in Fröndenberg an der Ruhr

Trinkwassergewinnung für Millionen – hier das Hammer Wasserwerk in Fröndenberg an der Ruhr

Führt die Lippe – inzwischen zum Vorteil des Naturschutzes – im Bereich der Bergbau- und Industrieregion eher ein funktionales Schattendasein und wird vor allem als Kühlwasserlieferant und zur Entwässerung benötigt, so liegt die Ruhr seit etwa 100 Jahren im Fokus der Wasser- und Elektrizitätswirtschaft. Neben den Wasserwerken der anliegenden Kommunen sind im Kreis Unna auch die großen Nachbarstädte mit ihren Trinkwassergewinnungsanlagen vertreten. Die „Hammer“, „Gelsenkirchener“ und Dortmunder Wasserwerke weisen noch heute auf das große Interesse des Ballungsraumes am unverzichtbaren Nass und auf die Funktionsteilung zwischen Wassergewinnung südlich des Haarstrangs und Abwasserbehandlung nördlich desselben hin. Die Einleitungen ungeklärter Industrie- und Siedlungsabwässer sind durch diese Funktionalisierung schon im frühen letzten Jahrhundert beendet worden. Das Ruhrwasser erreicht heute überwiegend die Gewässergüteklasse II, dass heißt, es ist mäßig belastet, in Teilbereichen sogar nur gering belastet.

Für die Ruhr als Mittelgebirgsfluss hatte der steigende Wasser- und Energiebedarf des Ruhrgebietes – immerhin hat es der Siedlungsgeschichte folgend seinen Namen dem Lebensspender zu verdanken und heißt nicht Lippegebiet – einschneidende Konsequenzen: Fast auf ganzer Länge liegt die Ruhr im Kreis Unna durch den Bau von Wehranlagen für die Elektrizitätserzeugung und die Wasserwirtschaft im Dauerstau mit nahezu gleichbleibender Wasserhöhe. Nur kurze Abschnitte unterhalb der sieben bzw. acht Stauwehre und Querbauwerke im Kreis sind von stärkeren Wasserstandschwankungen betroffen. Der Mittelgebirgsfluss ist damit seiner Dynamik fast vollständig beraubt, die Durchgängigkeit ging verloren. Hinzu kommt, dass das komplizierte und verantwortungsreiche System der Wassergewinnung, das mehr als 5 Millionen Menschen und die Industrie der Region zu versorgen hat, ein ausgeklügeltes Talsperrensystem hervorgebracht hat. Durch die kontrollierte Abgabe oder Zurückhaltung wird der jahreszeitliche Abflussgang der Ruhr stark nivelliert, Hochwasserspitzen werden abgefangen, Trockenheit ausgeglichen.

Der Dynamik beraubt

Als Folge dieser Wasserhaltung konnten größere Teile der trockenfallenden Aue ackerbaulich genutzt werden, Flutrinnen wurden eingeebnet, Grünland wurde umgebrochen. Die fehlende Kraft der Hochwässer und der Gewässerverbau – teils als Spundwand ausgeführt – führte zu einem weitgehend uniformen Einheitsprofil ohne die kennzeichnenden Strukturelemente eines Mittelgebirgsflusses wie Kiesinseln und Steilwände.

Laufwasserkraftwerk Wickede  – regenerative Energie zum Preis der Stauhaltung

Laufwasserkraftwerk Wickede – regenerative Energie zum Preis der Stauhaltung

In der Ruhraue ist im Kreis Unna daher anders als in der Lippeaue nur ein kleiner, 2,1 ha großer Fließgewässerabschnitt in der äußersten Südostecke des Kreises als FFH-Gebiet ausgewiesen worden, weniger als 0,01 % der hiesigen Ruhrauenfläche. Der Kreis Unna musste sich im Zuge der Landschaftsplanung darauf beschränken, die noch vorhandenen größeren Grünlandflächen außerhalb der Wassergewinnungsanlagen bzw. der Wasserschutzzone I als NSG zu sichern.

Die Umsetzung des Ruhrauenprogramms – des Pendants zum Lippeauenprogramm – ist im Kreis Unna derzeit nicht in Sichtweite, das einst federführende Staatliche Umweltamt in Hagen ging inzwischen im Zuge von Umstrukturierungen in der Bezirksregierung Arnsberg auf.

Spundwände als Ufersicherung

Spundwände als Ufersicherung

So ist es im Kreisgebiet insbesondere der Kreisverwaltung zu verdanken, dass erste vorsichtige Schritte im Sinne einer Redynamisierung und Renaturierung der Ruhraue unternommen werden. Das Maß aller Dinge ist und bleibt dabei die Wasser- und Elektrizitätswirtschaft: Sie hat – neben dem Geldgeber Land – die Schlüssel in der Hand, wie Veränderungen in den Betriebs- und Verfahrensstrukturen in der Zukunft für eine ökologische Umgestaltung genutzt werden können.

Die Naturschutzgebiete der Ruhraue

Sechs Naturschutzgebiete liegen in der Ruhraue innerhalb des Kreises Unna, insgesamt mit einer Fläche von knapp 310 ha. Sechs Naturschutzgebiete – sechs verschiedene Landschaftsausschnitte, alle vereint durch ihre Lage in der Aue, unterschieden durch ihre Entstehungsgeschichte:

  • Der „Obergraben westlich Wickede“ (44,6 ha) mit dem einzigen Ruhrabschnitt in einem NSG, der noch den grobmaterialreichen Mittelgebirgsfluss erahnen lässt.
  • Die „Kiebitzwiese“ (46,7 ha), teilweise unter Ruhrwasserniveau gelegen und bereit zur großflächigen Vernässung.
  • Der „Bahnwald“ (formal 2 zusammenhängende, gleichnamige Gebiete in den Landschaftsplänen Holzwickede und Schwerte, 92,1 ha) als durch und durch menschengemachter Lebensraum mit dem größten (Ruhrstau-) See im Kreisgebiet.
  • Der „Mühlenstrang“ (54,2 ha) als wieder zu entwickelnder Grünlandlebensraum mit einer der letzten großflächigen Viehweiden im Ruhrtal.
  • Das Gebiet „In der Lake“ (41,2 ha), weite Wiesen direkt am Ruhrufer.
  • Der „Alte Ruhrgraben“ (30,9 ha) mit seinen vielfältigen Feucht- und Nasslebensräumen an der Terrassenkante der Ruhr.

Zeitweise am wilden Wasser: Das NSG „Obergraben westlich Wickede“

Als eines der ersten Elektrizitätswerke an der hiesigen Ruhr ging 1911 das Laufwasserkraftwerk Wickede ans Stromnetz – und veränderte mit dem Bau des Wehres und des Obergrabens zur Energieerzeugung das heutige Naturschutzgebiet und dessen Umfeld tiefgreifend.

Still und im Dauerstau - der Obergraben des Laufwasserkraftwerkes, Lebensraum für Haubentaucher und Co

Still und im Dauerstau – der Obergraben des Laufwasserkraftwerkes, Lebensraum für Haubentaucher und Co

War bis dahin die Ruhr unreguliert und frei, ist seither der Abfluss weitgehend gesteuert, der namengebende Obergraben westlich Wickede liegt im Dauerstau-Bereich. Anders als in weiten Bereichen der übrigen Ruhr-Naturschutzgebiete ist die Alte Ruhr im Naturschutzgebiet Obergraben jedoch noch immer einer gewissen Dynamik ausgesetzt: Bei Hochwasser wird das Wickeder Wehr aufgezogen und die Alte Ruhr muss ein Vielfaches der ständigen Wassermenge aufnehmen, Trockenperioden im Sommer führen dazu, dass sich nur noch der behördlich festgelegte Mindestabfluss als Rinnsal durch das dann viel zu große, fast mediterran anmutende Flussbett schlängelt. Ohne Dauerstau lässt sich hier noch erahnen, dass die Ruhr tatsächlich zu den grobmaterialreichen Mittelgebirgsflüssen zu zählen ist – und welche Kraft der Fluss entwickeln kann bzw. was er zu transportieren in der Lage ist.

Der Aue am Obergraben erging es allerdings ganz ähnlich wie fast allen Flächen entlang der Ruhr: die Flussregulation und der Ausbau der Ufer ließen Steilwände und Kiesinseln verschwinden und ermöglichten die Trockenlegung und den Umbruch des bis dato vorherrschenden Grünlandes. Alte Flutrinnen wurden nach und nach zugeschüttet und eingeebnet, die Ackernutzung wurde zur vorherrschenden Nutzungsform. In der Folge waren die einstmals kennzeichnenden und wertgebenden Strukturelemente wie Feuchtwiesen, Auwaldrelikte und Strukturelemente des Flussbettes im heutigen NSG weitgehend verschwunden.

Grobkiesiges Flussbett der Alten Ruhr im NSG Obergraben westlich Wickede während der sommerlichen Trockenphase

Grobkiesiges Flussbett der Alten Ruhr im NSG Obergraben westlich Wickede während der sommerlichen Trockenphase

2002 erfolgte dann die Wende: Der Kreis Unna stellte den Ruhrlauf und den nördlich der Ruhr gelegenen Grünland-Waldkomplex von der östlichen Kreisgrenze (dort ist die Alte Ruhr Teil des Natura 2000/FFH-Gebietes „Ruhr“) bis zum Beginn des Hammer Wasserwerkes unter Schutz.

Das Entwicklungsziel wurde aus dem historischen Vorbild abgeleitet, eine naturnahe Flussaue mit artenreichem Grünland, Eichen-Hainbuchen-Wäldern und Hochstaudenfluren soll entwickelt werden.

Ackerflächen sind in der Folge wieder als Grünland eingesät worden, mit dem dort wirtschaftendem Schäfereibetrieb wurden Pachtverträge abgeschlossen, die die Anwendung von Pestiziden und chemischen Düngern ausschließen und die Nutzungsintensität reduzieren. Erste Erfolge bestätigen den eingeschlagenen Weg. Inzwischen gibt es im Gebiet stellenweise wieder magere Weidelgras-Weißkleeweiden mit Feldhainsimse, Acker-Hornkraut und Mausohr-Habichtskraut. Auch die Vogelwelt hat sich positiv entwickelt, die angepflanzten neuen Hecken und Kopfbäume dienen jahrweise mehreren Neuntötern als Brutplatz, Dorngrasmücke, Klappergrasmücke und Goldammer sind gut vertreten.

Auf bestem Wege: artenreicheres Grünland auf ehemaligen Ackerflächen

Auf bestem Wege: artenreicheres Grünland auf ehemaligen Ackerflächen

Die aufgeforsteten Waldbereiche im Norden des Gebietes entwickeln sich zu artenreichen Eichen-Hainbuchenwäldern, die im Frühjahr vom Weiß des Buschwindröschen geprägt sind. Auch an der Ruhr – die leider während des Sommers im Schutzgebiet als Badeplatz missbraucht wird – haben sich trotz unveränderter Situation Haubentaucher und Gebirgsstelze halten können, die Uferschwalben sind 2010 aus den traditionell bewohnten Spundwänden in eine kleine Steilwand umgezogen. Das NSG beherbergt jahrweise auch eine kleine Graureiher-Kolonie, bezeichnenderweise in den sonst verfemten, deckunggebenden Fichten.

Fraglich bleibt allerdings, ob das zeitweise wilde Wasser der Ruhr auch einmal wieder in die derzeit viel zu hoch gelegenen Auenflächen eindringen wird – bis dahin ist noch viel Redynamisierung notwendig.

Vor dem Start: Das NSG „Kiebitzwiese“

Die alte Eiche, das Naturdenkmal am Ostrand der Kiebitzwiese, hat wohl schon die Zeit der preußischen Uraufnahme erlebt: Schon 1839/1840 war die Kiebitzwiese ein zusammenhängendes, offenes Grünlandgebiet an der unregulierten Ruhr. Zur Flussaue gehörte für den Bauern seit der Kultivierung das Grünland, durch das die feuchten und hochwasserbeeinflussten Auen für den Menschen in Wert zu setzen waren. Auch die Kiebitze schätzen solche Bedingungen – und liehen dem NSG diesen landläufig verwendeten Flurnamen. Die Ruhr war noch durch Kiesinseln und Uferabbrüche gekennzeichnet und floss frei.

Die noch weitgehend gehölzfreie Kiebitzwiese 1961 vom gegenüberliegenden Ruhrufer aus gesehen Foto: Arno Bock

Die noch weitgehend gehölzfreie Kiebitzwiese 1961 vom gegenüberliegenden Ruhrufer aus gesehen Foto: Arno Bock

Bis 1923 änderte sich das grundlegend: Mit dem Bau und der Inbetriebnahme des Wasserkraftwerkes Schwitten, der Wehranlage an der Kiebitzwiese (das erste Wehr befand sich etwa 300 m westlich der heutigen Lage) und des Obergrabens wurde der östliche Teil des heutigen Naturschutzgebietes in den Dauerstaubereich der Ruhr einbezogen. Die Uferbereiche wurden zur Erzielung einer größeren Stauhöhe mit Dämmen aufgehört, die die eigentliche Kiebitzwiese und die Aue vom Fluss und seiner Dynamik trennten. Mehr noch, die Wiesen und Weiden lagen ab jetzt teilweise unter dem Niveau des Ruhrstaupegels. Nur die alte Ruhr, der „Münzenfund“, wurde bei Hochwasser durch das Aufziehen des Wehres noch gelegentlich geflutet.

Wasser marsch – erstmals erhält die Kiebitzwiese wieder Wasser aus dem Rammbach

Wasser marsch – erstmals erhält die Kiebitzwiese wieder Wasser aus dem Rammbach

Wie auch in den anderen Naturschutzgebieten an der Ruhr wurde die Regulierung des Flusses zum Umbruch des Grünlandes und zur Vermehrung des wertvollen Ackerlandes genutzt. In der Folge sank der Anteil der Wiesen und Weiden bis in die 1970er Jahre auf weit unter 50 %, die umgrenzenden Hecken und Gehölze wurden gerodet. Auch die Flößwiesenwirtschaft, bei der nährstoffreiches Rammbachwasser zur Ertragssteigerung in die Kiebitzwiese geleitet wurde, wurde aufgegeben. Das bis in die 1960er Jahre erhalten gebliebene Feuchtwiesenrest direkt an der Ruhr im Bereich „Ochsenkamp“, die eigentliche Kiebitzwiese, wurde unter großem Protest der ehrenamtlichen Naturschützer um Arno Bock als Schutthalde missbraucht und verkippt. Ehemals dort brütende Bekassinen, Kiebitze, Raubwürger und viele andere Arten hatten endgültig ihren Platz in der Aue verloren.

Mit der Unterschutzstellung des Gebietes – der ruhrnahen Bereiche vom Rammbach bis zur Graf-Adolf-Straße entlang der Ruhr – 2002 war die Wiederherstellung einer grünlandbetonten, offenen und wasserführenden Auenlandschaft das Ziel des Naturschutzes. Die Ackerflächen wurden wieder in Grünland umgewandelt. In langen, zähen Verhandlungen konnte 2010 endlich erreicht werden, dass das inzwischen weitestgehend in öffentlicher Hand befindliche Gelände östlich des Wehres wieder durch Wasser aus dem Rammbach vernässt werden kann. Der Kreis Unna ist im Winter 2010/2011 dabei, die Wasserzuführung zu erstellen. Heckrinder lassen eine halboffene Weidelandschaft entstehen und sorgen für die Besucherlenkung auf den Flächen. Erste Winterhochwässer geben einen Vorgeschmack darauf, welche gestaltenden Kräfte das Wasser in der Kiebitzwiese wieder entfalten kann.

Heckrinder auf der Kiebitzwiese – Entwicklung offener Weidelandschaft

Heckrinder auf der Kiebitzwiese – Entwicklung offener Weidelandschaft

Das wird auch den heute noch in oder an der Kiebitzwiese zu findenden und von Gregor Zosel dokumentierten Tier- und Pflanzenarten zu gute kommen: Rohrammer, Sumpfrohrsänger, Feldschwirl und Gebirgsstelze werden als Brutvögel direkt profitieren und für Braunkehlchen, Bekassinen, Enten und Reiher werden die Rastbedingungen deutlich verbessert. Zwergtaucher und Haubentaucher sowie die Enten- und Gänsearten können durch die teilweise Sperrung der Uferbereiche für den Besucherverkehr auf dem für Wintergäste bedeutenden Ruhrabschnitt störungsfrei rasten. Turteltaube, Neuntöter und die in der benachbarten Spundwand brütenden Uferschwalben können sich auf ein größeres und vielseitigeres Nahrungsangebot einstellen. In den entstehenden temporären Wasserflächen werden vielleicht auch wieder Grasfrösche und Molche ablaichen – bisher ist die Kiebitzwiese kein Ort für Amphibiennachwuchs. Die Fuchssegge, eine charakteristische Seltenheit des Ruhrtales, hat die Chance, ihren Reliktstandort am Ruhrufer erfolgreich zu vergrößern.

Vielleicht macht auch in Zukunft der Kiebitz wieder eine Pause im NSG Kiebitzwiese – füllt den Namen des NSG mit neuem Leben und bietet den vielen Erholungssuchenden neue Einblicke in die Ruhraue vor den Toren Fröndenbergs.

Der Außenseiter im Sextett: Das NSG „Bahnwald“

Wo der Adel lebte, Bagger große Löcher gruben und Lokomotiven einst pfiffen – eine durch und durch andere und wechselvollere Geschichte als die übrigen Ruhr-Naturschutzgebiete hat der Bahnwald zu berichten. Seit dem Mittelalter fand im Ruhrtal zwischen dem heutigen Hengsen und Geisecke das Haus Ruhr als bedeutende Burg („Burg Rura“) Erwähnung in den Chroniken, später nach der dort ansitzenden Familie Lappe auch Lappenhausen genannt. Die Burg wurde in der Folge von einem Wirtschaftshof abgelöst, noch immer umgeben von Wassergräben. Im Umfeld lagen große Grünland-, Acker- und Waldflächen. 1870 teilte die neue, zweigleisig angelegte Eisenbahn von Schwerte nach Fröndenberg das Gebiet in zwei Bereiche und trennte Teile des nördlich der Bahn gelegenen Waldes von den landwirtschaftlich genutzten Flächen an der Ruhr. Anfang des letzten Jahrhunderts begann dann die Wasserwirtschaft mit der Errichtung von Wassergewinnungsanlagen im südlich der Bahn gelegenen, von Weiden und Wiesen dominierten Teil der Aue. Das Wasserwerk zwischen Geisecke und Hengsen wurde errichtet. Bis 1939 entsteht ein großer See in den Grünlandflächen westlich Lappenhausen: der Stausee Hengsen oder – aus Schwerter Sicht – der Geiseckesee. Der kleinste der sechs Ruhrstauseen und als einziger auch nicht im Hauptlauf der Ruhr gelegen.

"Eulenmauer“ am ehemaligen Standort von Haus Ruhr/Lappenhausen

“Eulenmauer“ am ehemaligen Standort von Haus Ruhr/Lappenhausen

Schon ab 1912 wuchs, unterbrochen von mehreren Ruhephasen, auf den nördlich der Bahn gelegenen Flächen der ehemalige Verschiebebahnhof Geisecke zu einer der größten und modernsten Anlagen dieser Art zur damaligen Zeit heran. Auf maximal 42 Gleisen und 300 m Breite wurden Züge für den Ost-West-Verkehr rangiert. Der zweite Weltkrieg veränderte das Gebiet dann noch einmal radikal: die Flutwelle der Möhnetalsperre 1943 und die Bombardierung der Bahnanlagen in Geisecke am 23.03.1945 beendeten dann auch dieses, nicht mehr als 25 Jahre andauernde ereignisreiche Kapitel in der Historie von Lappenhausen. Der Rangierbahnhof wurde nach dem II. Weltkrieg nicht wieder aufgebaut, das Gebiet lag brach und wurde mühsam mit Hybridpappeln aufgeforstet. Dazu mussten teilweise Löcher in die noch vorhandenen Fundamente der Bahnanlagen gesprengt werden – der Bahnwald hatte seinen Namen erhalten.

Schnell erkannte der Naturschutz, hier vor Ort Heinz Herkenrath, die Bedeutung der sich wieder entwickelnden Flächen und des Stausees. Als größtes (Still-) Gewässer des Kreises wurden der See und die sich wieder entwickelnden Waldflächen inmitten einer intensiv genutzten Landschaft dann 1994 (Holzwickede) und 1998 (Schwerte) als Naturschutzgebiet ausgewiesen.

Stausee Hengsen – Geiseckesee, auf jeden Fall der kleinste Ruhrstausee, Eldorado für Wasservögel

Stausee Hengsen – Geiseckesee, auf jeden Fall der kleinste Ruhrstausee, Eldorado für Wasservögel

Heute ist der See einer der Hotspots der Wasservogelwelt im Kreis Unna: Die AGON Schwerte zählt seit 1988 im Rahmen der europaweiten Wasservogelzählung die Vogelbestände und hat seitdem fast alle heimischen Enten- und Gänsearten feststellen können: Als Brutvögel sind Zwergtaucher, Haubentaucher, Graugans, Kanadagans, Nilgans sowie Stockente und Reiherente am See zu Hause. Dazu lassen sich u. a. größere Zahlen rastender Tafel-, Schnatter-, Löffel- und Pfeifenten regelmäßig beobachten. Auch Gänsesäger, Zwergsäger, Graureiher, Silberreiher, Flussuferläufer und Waldwasserläufer als regelmäßige sowie Fluss- und Trauerseeschwalben als seltene Gäste, zählen zur Avifauna des Sees.

Besonders sticht der See mit seiner kleinen Insel als einzigem Brutplatz des Kormorans im Kreis Unna hervor. Inzwischen ist der Baumbestand der Insel durch den Kot der Tiere abgestorben und in sich zusammen gebrochen. Ein ganz normaler Vorgang, der zur Selbstregulation der inzwischen nicht mehr anwachsenden Kolonie beiträgt. Die Kormorane sind dort zu Bodenbrütern geworden.

Die sich wieder entwickelnden Waldbereiche mit hohem Weichholzanteil bieten dem Trauerschnäpper im Kreis einen der letzten Verbreitungsschwerpunkte, durch Windwurf aufgeklappte Baumteller nutzt der Eisvogel zur Brut und benachbart nistet der Baumfalke. In den alten Tümpeln bei Haus Lappenhausen ist der Kammmolch zu Hause.

Aber auch auf Fledermäuse übt die Kombination aus strukturreichem Waldbestand und offener, mückenreicher Wasserfläche eine besondere Anziehungskraft aus. Irmgard Devrient und Reinhard Wohlgemuth haben hier etliche Fledermausarten nachweisen können, von der Wasserfledermaus bis zum Großen Abendsegler.

So bleibt dem Naturschutz die Aufgabe, den beachtlichen Freizeitverkehr im Gebiet zu lenken und die Waldflächen allmählich in standortgerechte, heimische Bestände umzuwandeln. Der Bahnwald – ein Gebiet mit postindustrieller Perspektive.

An einem Strang – Mutterkühe und Grünland: Das NSG „Mühlenstrang“

Schon mindestens seit dem 14. Jahrhundert thront das Haus Rutenborn hochwassersicher über seinen Grünland- und Ackerflächen in der Ruhraue zwischen dem Gänsewinkel in Schwerte und der Ortslage Geisecke, zwischen der Terrassenkante der Ruhr und dem Ruhrfeldgraben am Ruhrtalradweg. Was sich nach jahrhundertelanger Kontinuität anhört ist bei näherem Hinsehen doch ein stetiger Wandel, zumindest was die unterhalb liegende Aue betrifft. „In den Villigster Kämpen“ werden die großen Grünlandflächen in der Ruhraue unterhalb Rutenborn in der preußischen Uraufnahme 1839/1840 genannt. Bis zum Beginn des letzten Jahrhunderts kann die Ruhr bei Hochwasser an die steile Terrassenkante heranfluten, sie ist unreguliert und verzweigt, die Ufer unverbaut. Mit dem Einzug der großmaßstäblichen Wasserwirtschaft in das Ruhrtal wird das anders. Die Ruhr wird reguliert, in den 1930er Jahren wird der Ruhrfeldgraben zunächst als Aneinanderreihung von Becken zur Wassergewinnung, dann bis in die 1970er Jahre mit einer künstlichen Bifurkation vom Mühlenstrang aus als Umfluter ausgebaut.

Mäßige Unterhaltung – hohe Vielfalt, der Mühlenstrang

Mäßige Unterhaltung – hohe Vielfalt, der Mühlenstrang

Gleichzeitig werden die Grünlandflächen nördlich des Grabens, das heutige NSG, weitgehend umgebrochen, zurück bleiben kleine Grünlandparzellen, die ehemaligen, tieferliegenden und wohl nicht ackerfähigen Flutrinnen verbuschen. Auch der Mühlenstrang bleibt nicht unverändert. Er entstand als Relikt einer der beiden Ruhrarme, welche bis 1719 durch die Aue flossen. Die Ruhr verlagerte in diesem Jahr nach einem Hochwasser ihren Hauptlauf nach Süden. Der verbliebene Arm wurde eingeengt, um wenigstens noch die Wassermühle (daher der namengebende „Mühlenstrang“) in Schwerte betreiben zu können. In den 1950er Jahren wurde der Lauf begradigt und das Profil eingetieft. Später wurde noch eine zusätzliche Verwallung zur Hochwassersicherung entlang des Mühlenstranges im heutigen NSG aufgeworfen. Etwa ab den 1950er Jahren fielen auch die beiden bis dahin beweideten und gemähten Feuchtsiepen des Gehrenbaches und bei Haus Rutenborn brach.

Beste Landschaftspfleger – Mutterkühe auf extensiver Standweide

Beste Landschaftspfleger – Mutterkühe auf extensiver Standweide

Mit der Unterschutzstellung 1998 konnte mit dem ansässigen Betrieb eine extensive Mutterkuhhaltung vereinbart werden. Diese Nutzungsform bietet die Chance, den Weidebetrieb auf den z. T. wieder eingesäten Grünlandflächen im NSG naturschutzgerecht zu gestalten. Eine deutlich verringerte Viehdichte und der Verzicht auf Pestizide und Düngung lassen seitdem wieder großflächig artenreichere und magere Viehweiden nach dem historischen Vorbild entstehen.

Der Mühlenstrang selbst wird nur maßvoll unterhalten und weist inzwischen wieder zahlreiche Wasserpflanzen und eine entsprechende Tierwelt auf: Bachberle, Wasserstern, Schwertlilie und Igelkolben wachsen im Gewässer, Prachtlibellen, Flussnapfschnecke, Gebirgsstelze und Teichhuhn sind hier zu Hause. Die auwaldartigen Gebüsche werden von Grünspecht, Kleinspecht und zur Brut genutzt, in den Hecken und auf den Weiden brüten Neuntöter und Rohrammer, jahrweise existiert in einem Fichtenbestand eine kleine Graureiherkolonie.

Feuchte Hochstaudenfluren im Gehrenbachtal – ohne Pflege droht die Verbuschung

Feuchte Hochstaudenfluren im Gehrenbachtal – ohne Pflege droht die Verbuschung

Wertvoll sind auch die großflächigen feuchten und nassen Hochstaudenfluren in den von Norden zum Mühlenstrang zufließenden Siepen: Sumpfdotterblume und der relativ seltene Wasserampfer finden sich dort. Regelmäßige Pflegeschnitte sind notwendig, um diese Bereiche vor einer Verbuschung zu bewahren.

Langfristig sollen auch die derzeit noch ackerwirtschaftlich genutzten Parzellen im NSG wieder in Grünland umgewandelt und extensiv bewirtschaftet werden.

Weite Wiesen entlang der Ruhr: Das NSG „In der Lake“

Das Naturschutzgebiet „In der Lake“ umfasst seit der Ausweisung 1998 die ausgedehnten Grünlandflächen entlang der Ruhr zwischen der Bahnlinie Schwerte – Iserlohn, der Ortslage Ergste, Haus Ruhr und den Wassergewinnungsanlagen westlich der Autobahn A 45.

Schon auf der ersten verfügbaren Karte, der preußischen Uraufnahme von 1839/40, stellt sich dieser Auenabschnitt als zusammenhängender Grünlandkomplex dar. Und auch mehr als 170 Jahre später hat sich dieser Auenbereich nicht grundlegend verändert: Weite Grünlandflächen, unterbrochen von einigen wenigen kleinen Äckern, sind seitdem der prägende Bestandteil dieses Ruhrauenabschnitts. Mit dem Bau der Eisenbahnstrecke Schwerte – Iserlohn 1910 und der Sauerlandlinie A45 bis 1971 wurde der Auenbereich zweimal zerschnitten. Bis in die 1930er Jahre gab es im Gebiet etwas östlich der Autobahnbrücke eine Naturbadeanstalt an der Ruhr, die nach dem II. Weltkrieg nicht reaktiviert wurde – zumindest nicht offiziell.

Unterbruch – Eisenbahn und Autobahn zerschneiden die Ruhraue in Schwerte in mehrere Schnipsel

Unterbruch – Eisenbahn und Autobahn zerschneiden die Ruhraue in Schwerte in mehrere Schnipsel

Die größten Veränderungen im Gebiet hat wohl die Ruhr selbst gesehen. Seit dem Bau des Wehres in Westhofen 1921 liegt der Flussabschnitt im heutigen Naturschutzgebiet im Dauerstau, die Ufer wurden in der Folge befestigt. Kiesinseln verschwanden dabei ebenso wie Uferabbrüche und –steilwände. Die Ruhrregulierung hat wohl auch zu einer Entwässerung angrenzender Flächen geführt: der alte Flurname „In der Lake“, was auf Niederdeutsch mit „feuchte Niederung“ zu übersetzen ist, trifft heute nicht mehr zu.

Einschneidend ist auch ein schleichender Prozess, der sich seit den 1980er Jahren bis heute fortsetzt. Das jahrzehntelang fast vollständig als Viehweide genutzte Grünland des NSG ist mit den Veränderungen in der landwirtschaftlichen Tierhaltung zu Wiesenflächen und damit zu einem anderen Pflanzen- und Tierartenspektrum umgewandelt worden. Im Jahr 2010 wurde nur noch eine einzige Fläche beweidet – die letzte Rinderweide im Ruhrtal von Ergste bis zur Hagener Stadtgrenze.

Weite Wiesenlandschaft – inzwischen fast ohne Weidetiere

Weite Wiesenlandschaft – inzwischen fast ohne Weidetiere

Heute besteht das Gebiet in großen Teilen aus relativ artenarmen Glatthaferwiesen. Die landwirtschaftliche Intensivierung und die Nutzungsumstellung sind nicht spurlos an den Grünlandflächen vorüber gegangen. Mithilfe des Vertragsnaturschutzes werden die Landwirte im Gebiet jedoch dabei unterstützt, die Wiesen extensiv zu bewirtschaften, d. h. auf Pestizide, Düngung und häufige Nutzung zu verzichten. Erster Erfolg ist die Erhöhung der Artenzahlen, in Teilbereichen wachsen beispielsweise wieder Margeriten auf den ausgemagerten Wiesen.

Margeriten am Rande der angrenzenden Wasserschutzzone I

Margeriten am Rande der angrenzenden Wasserschutzzone I

Besonders erfreulich: Eine von der Biologischen Station regelmäßig abgestochene Steilwand am Ruhrufer beherbergt inzwischen wieder eine kleine Uferschwalbenkolonie, am Ruhrufer brüten Haubentaucher und Zwergtaucher, Rohrammern nisten in den Uferhochstauden.

Das bereits Erreichte spornt an, das Entwicklungsziel des Gebietes, die Wiederherstellung des naturnahen Grünlandkomplex „In der Lake“ an der Ruhr, weiter zu verfolgen.

Hart an der Kante: Das NSG „Alter Ruhrgraben“ und sein Hagener Zwilling

Anders als das benachbarte NSG „In der Lake“ verläuft das NSG „Alter Ruhrgraben“ in weiten Teilen ruhrfern an der Terrassenkante der Ruhr und der Kreisgrenze zur Stadt Hagen. Diese hat direkt angrenzend ein gleichnamiges Naturschutzgebiet ausgewiesen. Beiderseits der Kreisgrenze umfassen die Schutzgebiete die nördlich der Ruhrtalstraße verlaufende Ruhr-Terrassenkante mit nassen und feuchten Wiesen- und Gehölzflächen zwischen dem Hof Niederweisched und der Ruhrbrücke Westhofen.

Namensgebend ist der „Alte Ruhrgraben“, der als Abzugsgraben einstmals der ordnungsgemäßen Entwässerung und Nutzbarmachung der angrenzenden Äcker und Grünlandflächen diente. Paradoxerweise fällt der Grundwasserstand in einer Aue oftmals von den Terrassenkanten bis zum Flusslauf hin ab. Nicht die Flächen direkt am Fluss, sondern die Bereiche an den flussferneren Hängen sind aufgrund des dort austretenden Hangwassers häufig die nassesten Bereiche. So weist auch das weitestgehend ruhrfern gelegene NSG „Alter Ruhrgraben“ deutlich mehr feuchte und nasse Lebensräume auf, als etwa die direkt an der Ruhr gelegenen benachbarten Naturschutzgebiete in Schwerte.

In den 1930er Jahren erfolgte allerdings im Wandhofener/Ergster Ruhrtal – wohl auch wieder aufgrund der Errichtung des Westhofener Wehres bis 1921 – die Regulierung der Ruhr und die weitgehende Trockenlegungen des Grünlandes. Große Teile der Weiden und Wiesen wurden zu Acker umgebrochen. Die Zahl der Ackerflächen nimmt auch im Gebiet des heutigen Naturschutzgebietes zu, insbesondere unterhalb Niederweisched ist die Aue nun ackerbetont. Bis in die 1980er Jahre wird der Alte Ruhrgraben mehrfach ausgebaut und intensiv unterhalten.

Zum Zeitpunkt der NSG-Ausweisung 1998 konnte der Kreis nur noch wenige nasse Grünlandflächen entlang der Terrassenkante unter Schutz stellen. Nördlich Niederweisched wurden die Ackerflächen unterhalb des Hofes in das NSG einbezogen und wieder zu Grünland umgewandelt. An der Ruhr wurde ein kleiner Kiesgleithang der Ruhr an der Kluseninsel geschützt.

Als Schutzziel wurde die Erhaltung und Entwicklung eines naturnahen Auenbereiches mit Feuchtwiesen und –weiden, Auwaldresten und Röhrichtbeständen formuliert.

Kleinflächiger Wechsel aus trockenen, feuchten und nassen Grünlandflächen an der Terrassenkante

Kleinflächiger Wechsel aus trockenen, feuchten und nassen Grünlandflächen an der Terrassenkante

Seitdem sind neben der Neubegründung von Wiesen mehrere Kleingewässer angelegt, Hecken und Kopfweiden gepflanzt worden. In den Kleingewässern tummeln sich Grasfrosch, Erdkröte und der Fadenmolch, letzterer an seiner nördlichen regionalen Verbreitungsgrenze.

Auch im NSG Alter Ruhrgraben werden die Grünlandflächen mittels des Vertragsnaturschutzes extensiv bewirtschaftet oder von der Biologischen Station gepflegt. Ein entscheidender Faktor für die Entwicklung des Gebietes ist die nahezu eingestellte Unterhaltung des Alten Ruhrgrabens. An den Wasserlauf grenzende Bereiche sind inzwischen wieder deutlich nasser, Sumpfdotterblume, Fuchssegge und Schlüsselblume honorieren die ansteigende Feuchtigkeit, Sumpf-Helmkraut, Schwertlilien, Mädesüß und Schilf säumen die Ufer. Regelmäßig ist in den feuchten Wiesen und in den Hochstaudenbereichen in den letzten Jahren im Juni der sehr seltene Wachtelkönig zu hören – bevorzugt nach Einbruch der Dämmerung wird er seinem lateinischen Namen „Crex crex“ gerecht und versucht mit seiner sonoren Stimme ein Weibchen anzulocken.

Natürliche Uferschwalbensteilwand an der Ruhr – erfolgreiche Neubesiedlung

Natürliche Uferschwalbensteilwand an der Ruhr – erfolgreiche Neubesiedlung

Die sich ausbreitenden Röhrichte und Hochstaudenfluren sind Brutgebiet für Rohrammer, Feldschwirl, Sumpf- und Teichrohrsänger, Eisvogel, Grünspecht und Hohltaube sind ebenfalls Brutvögel des Gebietes. Seit einigen Jahren sind die neu angelegten Hecken im Gebiet ein Zentrum der Brutverbreitung des Neuntöters im Ruhrtal, im Winter ist dort stetig der Raubwürger zu Gast. Eine kleine Uferschwalben-Steilwand hat sich an einer natürlichen Abbruchkante der Kluseninsel etabliert.

Ganz an der Kante des Kreises gelegen, steht der Alte Ruhrgraben mit seiner Artenfülle und seinen schützenswerten Lebensräumen alles andere als am Rand.

Namengebend, ausufernd und weitenteils in der Feuchvegetation versunken – der alte Ruhrgraben dank eingestellter Unterhaltung

Namengebend, ausufernd und weitenteils in der Feuchvegetation versunken – der alte Ruhrgraben dank eingestellter Unterhaltung

Quellen:

Kreis Unna, Landschaftspläne des Kreises Unna

Stadt Schwerte (o.J): Naturnahe Gestaltung des Mühlenstranges im Altstadtbereich.

www.wikipedia.de

www.froendenberg.de

www.holzwickede.de

www.ruhrverband.de

www.schwerte.de

Landesvermessungsamt NRW: Historika 25

Text u. Fotos: Falko Prünte (Biologische Station im Kreis Unna)