Naturschutzgebiet “Auf dem Brink”: Naturschutzfachliche Begleitung der Maßnahmenumsetzung

Thomas Frebel

NSG Auf dem Brink: Lage innerhalb des Stadtgebietes von Dortmund.

NSG Auf dem Brink: Lage innerhalb des Stadtgebietes von Dortmund.

Das Naturschutzgebiet “Auf dem Brink” liegt im mittleren Norden der Stadt Dortmund zwischen den Siedlungsgebieten von Brechten, Derne und Eving unmittelbar südwestlich des Autobahnkreuzes Dortmund-Nord (A2/B236).

Das Gebiet umfasst einen Teil des Talsystems des Süggelbaches, der seinen Ursprung etwa 1 km weiter südwestlich im Naturschutzgebiet “Süggel” hat und nach insgesamt 8 km Fließstrecke der Seseke zufließt, kurz bevor diese in die Lippe mündet. Der Süggelbach durchfließt von Westen her kommend auf einer Strecke von 1200 m den nördlichen Teil des Naturschutzgebietes “Auf dem Brink” nach Nordosten. Etwa auf halber Strecke bildet er aufgrund von Bergsenkungen ein fast 2 ha großes Stillgewässer. Im Umfeld dieses Bergsenkungssees haben sich feuchte Gebüsche, Röhrichte, Seggenriede und bruchwaldähnliche Lebensräume entwickelt, die nördlich des Süggelbaches in stellenweise orchideenreiche Feuchtgrünlandflächen unterschiedlicher Ausprägung übergehen.

NSG Auf dem Brink: Übersicht mit Feuchtwiesen nördlich des Süggelbaches.

NSG Auf dem Brink: Übersicht mit Feuchtwiesen nördlich des Süggelbaches.

Zur Entwicklung dieser Feuchtgrünlandflächen erfolgen seit 2005 Pflegemaßnahmen durch den BUND Dortmund und das Umweltamt der Stadt Dortmund. Ziel der Maßnahmen ist der Schutz der naturnahen Röhrichte und Riede, der Erhalt und die Förderung der Orchideen-Population aus Breitblättrigem Knabenkraut (Dactylorhiza majalis), sowie der Bestandsschutz und die Optimierung der Feuchtgrünlandflächen. Die Biologische Station Kreis Unna | Dortmund begleitet die Pflege seit 2007 naturschutzfachlich.

Die als Folge der Bergsenkung entstandenen naturschutzfachlich besonders wertvollen Röhrichtbereiche und Seggenriede im Gebiet konnten bisher in ihrem Bestand erhalten werden. Während das Seggenried im Westen des Gebietes in Qualität und Flächengröße stabil zu sein scheint, haben sich die Röhrichtbereiche im Osten in 2014 erneut um mehrere Meter nach Norden ausgedehnt.

In den letzten Jahren konnte eine deutliche Bestandsvergrößerung der Orchideen-Population festgestellt werden. Dieser Trend scheint nach dem Pflegejahr 2013/14 rückläufig zu sein, kann aber witterungsbedingt sein.

NSG Auf dem Brink: Breitblättriges Knabenkraut (Dactylorhiza majalis).

NSG Auf dem Brink: Breitblättriges Knabenkraut (Dactylorhiza majalis).

Der Bestandsschutz der bestehenden Feuchtgrünlandflächen konnte bisher gewährleistet werden, ist aber aufgrund nicht erfolgter Pflegemaßnahmen bedroht: Insbesondere durch die randlich fortschreitende Verbuschung ist eine deutliche Verkleinerung und Verschattung der Feuchtgrünlandflächen festzustellen.

Die angestrebte qualitative Fortentwicklung der Feuchtgrünlandflächen ist bisher nicht erreicht worden. Auf Teilflächen haben sich unerwünschte Dominanzbildner aufgrund der nicht erfolgten Mahd weiter ausgebreitet. Artenarme Wiesenbereiche konnten bisher nicht optimiert werden. Weitere geeignete Lebensräume als Grundlage für eine selbstständige natürliche Ausbreitung der Orchideen im Gebiet konnten bisher nicht geschaffen werden; vorgeschlagene Maßnahmen zur gezielten Ausbreitung wurden bisher nicht umgesetzt.

Die im Gebiet bestehenden Gefährdungen für Flora und Vegetation durch neophytische Dominanzbildner konnten durch regelmäßige Umsetzung der entsprechenden Maßnahmen weitestgehend minimiert werden: Dem Drüsigen Springkraut ist es bisher nicht gelungen stabile Dominanzbestände zu bilden, bestehende Bestände des Riesen-Bärenklaus konnten erfolgreich eliminiert werden. Die fortschreitende Verdrängung der Goldrute ist aufgrund nicht durchgeführter Maßnahmen in 2013 rückläufig. Die Ausbreitung der auf Teilflächen dominanten Zittergras-Segge (Carex brizoides) hat zugenommen – Maßnahmen zur Verdrängung der Segge sind bisher nicht umgesetzt worden.

Als neue Gefährdung wird die mögliche Zunahme der Freizeit- und Erholungsnutzung im Gebiet angesehen. Die Zunahme von Angel- und Picknickmüll, das Beschneiden von Ufergehölzen und die Etablierung eines ehemaligen Wildwechsels als Trampelpfad sind Indiz für eine inzwischen regelmäßige Nutzung, welche die Feuchtwiesenvegetation beeinträchtigt und den Fortbestand der Orchideenpopulation gefährden kann.

Um die erreichten Erfolge der Vorjahre zu bewahren – insbesondere bezüglich der Entwicklung der Orchideenwiese – werden für das Pflegejahr 2014/15 folgende Maßnahmen prioritär empfohlen:

  1. Besucherlenkung durch Wegeverbau und Beschilderung
  2. Selektive Maßnahmen zur Verdrängung der Goldrute
  3. Sommermahd der Orchideenwiese
  4. Rückschnitt der randlich vordrängenden Gehölze

Daneben werden weitere Maßnahmen zur Entwicklung der Feuchtgrünlandflächen vorgeschlagen.