Ufersteilwände an der Lippe – Monitoring von Eisvogel und Uferschwalbe

Rolf Ohde, Hannah Steinhoff (Werne)

Um den Einfluss der naturnahen Umgestaltung der Lippeufer auf den Brutbestand von Eisvogel und Uferschwalbe zu erfassen, führt die Biologische Station seit 2008 bzw. 2006 jährlich ein Monitoring durch.
Ergebnisse Eisvogel

Neben den Brutplätzen aus 2014 sind in der Karte 1 auch die Kartierergebnisse aus den Jahren 2008 bis 2013 dargestellt. Am gesamten Lippelauf im Kreis Unna wurde in 2008 mit 19 Brutpaaren bisher ein Höchststand an Brutpaaren, bezogen auf die Erstbrut, registriert. Nachdem 2009 nur noch vier Brutpaare ermittelt wurden, konnte sich der Bestand in den Folgejahren mit acht Brutpaaren in 2010, zehn Eisvogel-Brutpaaren in 2011 und erfreulicherweise 15 Eisvogelbrutpaare in 2012 wieder weitgehend erholen. 2013 wurde eine weitere Bestandszunahme erwartet, die Anzahl der vorgefundenen Brutpaare ging jedoch leicht auf 13 zurück. In 2014 gibt es nun die positive Überraschung, dass 23 Brutpaare des Eisvogels erfasst werden konnten.

Fünf Brutpaare am Flussabschnitt Kreisgrenze Hamm bis Werne im Osten, neun Brutpaare am Flussabschnitt Werne bis Lünen und neun Brutpaare am Flussabschnitt von Lünen bis zur westlichen Kreisgrenze nach Recklinghausen wurden in 2014 ermittelt.

RO-Eis-2014-Karte1Karte 1: Eisvogelbrutplätze Lippeaue Kreis Unna in den Jahren 2008 bis 2014.
Ergebnisse Uferschwalbe

Die Steilufer wurden zur Erfassung der Uferschwalbenbrutpaare vom 06. bis 08. Juni und in einem zweiten Kartierdurchgang vom 08. bis 09. August 2014 begangen. Von den Steilwänden mit Brutröhren wurde ein Foto angefertigt und besetzte Brutröhren markiert (s. beispielhaft Bilder 1 und 2).

RO-Eis-2014-Bild 1Bild 1: Bildausschnitt einer Steilwand am westlichen Ufer der Lippe östlich der Autobahn A1 mit 16 von Uferschwalben besetzte Brutröhren (rot und gelb umrandet) im Juni 2014.
(Gelb umrandet = besetzte Röhre im Juni und August; rot umrandet = nur im Juni- besetzte Röhre; blau umrandet = nur im August- besetzte Röhre)

RO-Eis-2014-Bild 2Bild 2: Drei besetzte Brutröhren (rot und gelb umrandet) an einem Abschnitt des Steilufers im NSG Disselkamp im Juni 2014 (blau umrandet = nur im August besetzte Röhre).

RO-Eis-2014-Tab1-001Tabelle 1: Nachweise der Uferschwalbe an Steilufern der Lippe im Kreis Unna 2014
(Für die Gesamtzahl der Brutnachweise im Juni wurden die im Juni und August besetzten Brutröhren und die nur im Juni besetzten Brutröhren zusammengezählt.)

Nachdem sich in den Jahren 2006 bis 2009 der Bestand der Uferschwalbe an der Lippe im Kreis Unna auf ca. 100 Brutpaare eingependelt hatte, wurde in den Folgejahren eine teils erheblich geringere Anzahl an Brutpaaren registriert. In 2013 konnten dann erfreulicherweise insgesamt 131 Brutpaare registriert werden.

In einer ersten Kartierungsphase in 2014 konnten im Juni an fünf Steilwänden mit insgesamt 102 Brutpaaren wieder weniger Uferschwalben festgestellt werden (Karte 2 und Tabelle 1). In einem zweiten Kartierzeitraum im August 2014 wurden diese Ergebnisse weitgehend bestätigt (Bilder 1 und 2). Da es sich bei den zusätzlich registrierten Brutröhren sehr wahrscheinlich um Zweitbruten handelt, werden sie für 2014 nicht ausdrücklich zum Gesamtbrutbestand an der Lippe im Kreis Unna hinzu addiert.

RO-Eis-2014-Karte2Karte 2: Uferschwalbenbrutplätze der Jahre 2008 bis 2014.
Fazit

Der Eisvogel erreichte an der Lippe im Kreis Unna in 2013 mit 13 Brutpaaren während der Erstbrut Anfang Mai nicht das Ergebnis des Vorjahres mit 15 Brutpaaren. In 2014 wurde nun mit 23 Brutpaaren ein neuer absoluter Höchststand im Brutbestand der Eisvögel nach 2008 mit19 Brutpaaren registriert. Dies ist nicht nur auf den sehr milden Winter 2013/2014, sondern auch auf die inzwischen sehr zahlreich vorhandenen kleineren und größeren Uferabbrüche längs der Lippe und, bedingt durch eine verbesserte Wasserqualität und eine größere Strukturvielfalt im Gewässer, auf ein verbessertes Nahrungsangebot an Kleinfischen und anderen Wasserorganismen in den flacheren Fließgewässerbereichen zurückzuführen. An vier Flussabschnitten lagen die Bruthöhlen des Eisvogels sogar nur 200 bis 300 Meter auseinander (s. Karte 1).

Einen milden Winter 2014/2015 vorausgesetzt, könnte in 2015 die Anzahl der Brutpaare sogar noch weiter steigen. Zahlreichen Uferentfesselungsstrecken mit Steilufern bieten noch weitere Brutmöglichkeiten.

Die maximale Anzahl der Brutpaare wird dabei durch das vorhandene Nahrungsangebot und die erforderliche Reviermindestgröße eine Begrenzung finden.

In den kommenden Jahren wird sich zeigen,

inwieweit auch weitere, bisher nicht genutzte Steilufer besetzt werden,
wie groß dann die Abstände der einzelnen Brutreviere zueinander sind und
bei welcher Anzahl Eisvogelbrutpaaren das Maximum an der Lippe im Kreis Unna erreicht ist.

Seit der Rückkehr der Uferschwalbe an die Lippe im Kreis Unna im Jahr 2000 wurde in 2013 mit 131 Brutpaaren das bislang höchste Brutvorkommen registriert. Die erfreuliche Entwicklung belegt, dass diese Vogelart durch die Entfesselung zahlreicher Uferbereiche an verschiedenen Flussabschnitten geeignete Lebensraumstrukturen vorfindet.

In 2014 wurde mit 102 Brutpaaren wieder weniger Uferschwalben längs der Lippe gezählt. Allerdings wurde an einem neu entfesselten Uferabschnitt im Bereich östlich des Segelflugplatzes Lünen Anfang Mai neben einer Eisvogelröhre über 70 Brutröhren der Uferschwalbe gezählt. Nach einem leichten Hochwasser kam es zu großen Uferabbrüchen, sodass im Untersuchungsmonat Juni an dieser Steilwand nur noch insgesamt 8 Brutpaare festgestellt wurden. Ein(e) neue-r Brutplatz/Steilwand am Flussabschnitt im Kreis Unna wurde von diesen Vögeln wohl nicht ausgewählt. Man kann davon ausgehen, dass ohne die Zerstörung dieser Steilwand die Anzahl der Brutpaare in 2014 das Ergebnis 2013 mit großer Wahrscheinlichkeit übertroffen hätte.

Eine Aussage zur weiteren Bestandsentwicklung kann nicht getroffen werden, da die Ursachen der erheblichen Bestandsschwankungen bei diesem Zugvogel nach wie vor regional kaum fassbar sind. Die nachfolgend aufgeführten Gründe können eine Rolle spielen:

Neu hinzugekommene Steilwände in benachbarten Flussgebieten/-abschnitten können zu einer Abwanderung führen.
Veränderungen in den Winterquartieren, bzw. Vogelfänge im Bereich des Mittelmeeres können zu Bestandsverlusten führen.
Durch Störungen während des Baues der Brutröhren werden Steilwände sehr schnell aufgegeben und andere besiedelt.

Das Monitoring sollte über 2014 hinaus fortgeschrieben werden. Durch die verbesserten Rahmenbedingungen wird, in Abhängigkeit von der Witterung in den Wintermonaten, beim Eisvogel eine weitere Bestandszunahme erwartet. Bei der Uferschwalbe gibt die künftige Bestandsentwicklung in Kombination mit Ergebnissen von benachbarten Lippeabschnitten wichtige Hinweise auf den generellen Trend in der Bestandsentwicklung.