Durchgängig nach 100 Jahren – das Umgehungsgerinne der SWF am Ruhrwehr Schwitten im NSG Kiebitzwiese

Wehr Schwitten am Obergraben des Elektrizitätswerks Fröndenberg

Seit 1922/23 ist die Ruhr zwischen den Naturschutzgebieten „Kiebitzwiese“ auf Fröndenberger Seite und „Auf dem Stein“ (Ententeich) auf märkischer Seite zwecks Erzeugung von elektrischer Energie am Wehr Schwitten aufgestaut und für wandernde Wasserorganismen nicht mehr durchgängig.

Fast 80 Jahre schien diese wasserbauliche Zäsur in Beton gegossen, die Zeitenwende für Wasserorganismen brachte erst die europäische Wasserrahmenrichtlinie im Jahr 2000. Sie sieht die Wiederherstellung des guten Zustandes unserer Gewässer vor, wozu auch die ökologische Durchgängigkeit für wandernde Wasserlebewesen zählt.

Als Eigentümer und Betreiber mehrere Laufwasserkraftwerke an der Ruhr setzten sich die Stadtwerke Fröndenberg spätestens seitdem mit dem Thema auseinander und rüsten nach und nach Ihre Kraftwerke um. Nach umfangreichen Vorplanungen wurde in 2020/21 damit begonnen, auch die Anlagen des Elektrizitätswerkes in Fröndenberg wieder durchgängig zu gestalten.

Bauschild Wehrumgehung Stadtwerke Fröndenberg 2021

In der Rolle des Bauträgers haben sich die Stadtwerke am Wehr Schwitten dazu für eine ökologisch hochwertige Kombination aus Fischtreppe und Umgehungsgerinne entschieden. Statt einer rein technischen Lösung kommen sie damit dem Wunsch des Naturschutzes nach, mit dem Umgehungsgerinne auch das Naturschutzgebiet Kiebitzwiese weiter zu entwickeln und um neue Fließgewässer-Strukturen anzureichern.

In enger Kooperation zwischen den Stadtwerken, dem beauftragten Gewässerökologie-Büro Klein aus Warstein, dem Kreis Unna und der Biologischen Station wurde im Naturschutzgebiet eine geeignete Linienführung ausgewählt, die Konflikte zum bestehenden Gewässernetz vermeidet und einen maximalen Zusatznutzen zur Wiederanreicherung der Aue mit Wasserlebensräumen bietet.

Baubeginn des Umgehungsgerinnes im September 2021

Baubeginn des Umgehungsgerinnes im September 2021

Mit den anfallenden Bodenmassen werden zudem entlang der Werner-von-Siemens-Straße in Fröndenberg die Verwallungen verstärkt, um die Hochwassersicherheit in diesem Bereich zu verbessern. Ein weiterer Beobachtungshügel gegenüber der Hans-Böckler-Straße (Artemide) soll Besuchenden neue Einblicke in das Naturschutzgebiet ermöglichen.

Am 28.09.2021 erfolgte mit der ersten Baggerschaufel der Startschuss für die Umgehung des Wehres Schwitten. In enger Kooperation haben der Kreis Unna und die Biologische Station die ökologische Baubegleitung bis zum Jahresende mitgestaltet. Im Verlauf des Jahres 2022 ist mit dem Abschluss der Bauarbeiten zu rechnen. Der neue Beobachtungshügel an der Werner-von-Siemens-Straße wird erst in den Folgejahren eröffnet werden können, da sich das aufgeschichtete Material erst setzen muss.

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie auf der Internetseite der Stadtwerke Fröndenberg.

Die bauausführende Firma Altbrod aus Eslohe-Wenholthausen hat auf youtube.com zwei Luftaufnahmen des neuen Umgehungsgerinnes im NSG Kiebitzwiese veröffentlicht: