Schonstreifen im Dauergrünland

Diese Wespenspinne hat zwischen Gewöhnlichem Hornklee und Ruchgras eine Kleinlibelle erbeutet

Diese Wespenspinne hat zwischen Gewöhnlichem Hornklee und Ruchgras eine Kleinlibelle erbeutet

Die vergangenen Wochen waren unbeständig, regnerisch und erst der Juli bescherte uns sonnige Phasen, die lang genug waren, damit die Landwirte ihre Wiesen schneiden, das Heu trocknen und dieses dann von den Flächen abräumen konnten. In den Naturschutzgebieten der Lippeaue waren viele der als Wiesen genutzten Flächen auf einen Schlag wie „leergeräumt“.

Altes gewachsenes, artenreiches Grünland wie es in der Lippeaue noch vorkommt, ist in unserer Landschaft selten geworden und auch Säume, Randstreifen oder Bracheflächen schwinden zusehends. Meistens setzen sich diese nur noch aus wenigen Pflanzenarten (Gräser dominieren vielfach den Bewuchs) zusammen, die an die oftmals nährstoffreichen Bedingungen angepasst sind.

Aber was ist mit den Tierarten, die auf „Altgras“, lückige Grünlandbestände, Blütenreichtum, gar auf ganz bestimmte heimische Blütenpflanzen angewiesen sind?

Um diesen Arten gerecht zu werden, wurde auch in diesem Jahr auf einigen größeren Wiesenflächen der öffentlichen Hand mit den Pächtern vereinbart, dass diese bis zu 10 Meter breite Schonstreifen von der ersten Mahd ausnehmen sollten. Insbesondere blütenreiche Bestände sollten stehen gelassen werden. Und, wichtig für den Erhalt der Pflanzenzusammensetzung, die Schonstreifen liegen in jedem Jahr an einer anderen Stelle. Die meisten heimischen Wiesenkräuter mögen es nährstoffarm und zwei Schnitte im Jahr.

Viel Abspracheaufwand, aber es lohnt sich. Hier ein Beispiel:

Auf den ersten Blick ein Streifen mit altem Gras. Aber Achtung, hier steckt Leben drin

Auf den ersten Blick ein Streifen mit altem Gras. Aber Achtung, hier steckt Leben drin

Zwischen Werne und Lünen liegt eine Fläche, die vor Jahren aus der Ackernutzung genommen und eingegrünt wurde. Die Fläche wird extensiv bewirtschaftet und hat sich sehr positiv entwickelt. Viele der mittlerweile dort wachsenden Arten sind entweder von benachbarten Flächen eingewandert oder stammen aus der Samenbank. Die Fläche ist eine der Wenigen in der Lippeaue, die als Fauna-Flora-Habitat-Lebensraum 6510 – Artenreiche Glatthaferweisen angesprochen werden kann.

Hier sucht der Kleine Feuerfalter auf einer Wilden Möhre nach Nektar

Hier sucht der Kleine Feuerfalter auf einer Wilden Möhre nach Nektar

Magerkeit aufzeigende Pflanzenarten wie das Gewöhnliche Ferkelkraut, Gras-Sternmiere oder der Kleine Sauerampfer sind gerade dabei, im vom Landwirt stehen gelassenen Schonstreifen, zur Samenreife zu kommen und sich zu vermehren. Alle drei Arten sind kleinwüchsig und brauchen einen lockeren Vegetationsbestand. In einem nährstoffreichen, stark wüchsigen Bestand wären sie nur wenig konkurrenzfähig.

Der Kleine Sauerampfer ist eine der Raupenwirtspflanzen des Kleinen Feuerfalters (die Raupen sind auf saure und nichtsaure Ampfer-Arten angewiesen, die Verpuppung findet an der Wirtspflanze statt). Dieser Tagfalter, ist neben anderen Falter-, Hummel- und Wildbienenarten derzeit auf Nektarsuche.

Die blaue Federlibelle ist wie alle anderen Libellenarten auf Gewässer angewiesen - die Lippe, einige Altwasser und neu angelegte Gewässer liegen im direktem Umfeld

Die Blaue Federlibelle ist wie alle anderen Libellenarten auf Gewässer angewiesen – die Lippe, einige Altwasser und neu angelegte Gewässer liegen im direktem Umfeld

Von den naheliegenden Gewässern kommen verschiedene Libellenarten, wie die Blaue Federlibelle  zur Jagd und Nahrungsaufnahme. Zahlreiche Heuschreckenmännchen versuchen mit ihrem „Gesang“ Weibchen zu Paarung anzulocken. Wanzen Käfer, Zikaden, Spinnen und Co, viele finden hier Nahrungs- und Lebensraum, können sich bis zum ausgewachsenen Tier entwickeln, entfalten und erneut reproduzieren. Und natürlich, von diesen Insekten profitieren letztendlich auch andere Artengruppen.

Bundesverdienstkreuz für herausragendes ehrenamtliches Engagement

24.06.2016  Bundesverdienstkreuz für herausragendes ehrenamtliches Engagement im Natur- und Artenschutz sowie auf dem Gebiet der Umweltbildung verliehen

In dieser Woche wurde drei seit Jahrzehnten im Natur- und Artenschutz sowie auf dem Gebiet der Umweltbildung im Kreis Unna ehrenamtlich engagierten Persönlichkeiten – Irmgard Devrient, Reinhard Wohlgemuth und Dieter Ackermann – in Anerkennung und zum Dank von Landrat Makiolla in Vertretung des Bundespräsidenten im Spiegelsaal des Hauses Opherdicke in Holzwickede das Bundesverdienstkreuz verliehen.I+R_kl_2

Liebe Irmgard, lieber Reinhard, lieber Dieter die Biologische Station sagt Euch ganz herzlichen Glückwunsch zu diesem großen, gebührenden Ereignis und dankt Euch ebenso herzlichen für die gute und fruchtbare Zusammenarbeit über all die langen Jahre!

Irmgard Devrient und Reinhard Wohlgemuth entdeckten Mitte der 1980er Jahre ihre gemeinsame Leidenschaft für die Natur. Von Hause aus Innenarchitektin und Dachdecker eigneten sie sich als Autodidakten im Laufe der Zeit ein umfangreiches, tiefgehendes Fachwissen insbesondere auf dem Gebiet der Fledermauskunde an. Mittlerweile sind beide weit über die Grenzen Nordrhein-Westfalens hinaus als Spezialisten auf diesem Gebiet gefragt. Ihre sorgfältig durchgeführten Langzeitstudien im Rahmen von Kartierungs- und Beringungsarbeiten (Vogel- und Fledermauskastenkontrolle) sowie der Pflege und Aufzucht trugen und tragen zu neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen und methodischen Verbesserungen hinsichtlich dieser Tiergruppe bei. Neben ihrem fachlichen Engagement verstehen es die beiden jedoch auch, im Rahmen von Vorträgen, Besuchen in Kindergärten und Schulen sowie der Beratung bei Haussanierungsarbeiten andere Menschen und insbesondere Kinder und Jugendliche für den Fledermausschutz zu begeistern.

I+R_klReinhard Wohlgemuth führt als ehrenamtlicher Mitarbeiter der Vogelwarte Helgoland zudem seit vielen Jahren ein Beringungsprogramm an Dohlen und Turmfalken durch, was gleichzeitig mit der Einrichtung von neuen Brutmöglichkeiten für diese Vögel verbunden ist. Beide beteiligen sich an diversen Erfassungsprogrammen wie den Zählungen der Saatkrähen im Kreis Unna, der Wasservogelzählung auf der Ruhr in Schwerte sowie der landesweiten Kormoranerfassung.

Auch in Naturschutzverbänden sind beide engagiert. Viele Jahre lang haben sie in der Arbeitsgemeinschaft Ornithologie und Naturschutz Schwerte (AGON) sowie im Naturschutzbund (NABU), tatkräftig mitgewirkt. Irmgard Devrient war von 1991 bis 2003 stellvertretende Vorsitzende des NABU-Kreisverbandes Unna. Sie war zeitweise auch Mitglied im Landschaftsbeirat bei der Bezirksregierung Arnsberg sowie stellvertretendes Mitglied im Landschaftsbeirat des Kreises Unna.

In besonderer Weise zeichnet sich dabei all ihr ehrenamtliches Tun aus durch warmherziges Auftreten, Selbstlosigkeit, Bescheidenheit, Hingabe und vorbildliches Engagement.

D_kl_2Dieter Ackermann, studierter Maschinenbauingenieur, gründete 1979 die Arbeitsgemeinschaft Ornithologie und Naturschutz Schwerte (AGON), der er bis Ende 2014 vorstand. In dieser Zeit hat er mit seiner menschenfreundlichen und offenen Art diese zu einer richtungsweisenden und einer der aktivsten Naturschutzgruppen im Kreis Unna geformt sowie den Natur- und Artenschutz im Kreis Unna und vor allem im Raum Schwerte gestaltet und geprägt. In zahllosen Vorträgen und auf seinen Exkursionen verstand es der Naturphotograph Dieter Ackermann immer wieder aufs Neue, die Menschen über die Besonderheiten und Schönheit der Natur für den Naturschutz zu begeistern.

Die AGON kartiert seit Jahrzehnten flächendeckend den Brutbestand und die Fortpflanzungsraten der heimischen Greifvögel auf dem Messtischblatt Schwerte. Nicht zuletzt aufgrund dieser auch im Landesmaßstab herausragenden Kartierungstradition trifft sich die AG Greifvögel der Nordrhein-Westfälischen Ornithologen-Gesellschaft seit langen Jahren in Schwerte zu ihrem jährlichen Berichtstag. Dieter Ackermann war zudem maßgeblich an der Datenauswertung und Veröffentlichung der landesweiten Erfassungsergebnisse zum Mäusebussard durch die AG Greifvögel beteiligt.

Neben den Greifvögeln werden im Raum Schwerte darüber hinaus fast sämtliche hier relevante Rote-Liste-Vogelarten kartiert und teilweise durch besondere Schutzprogramme gefördert. Daneben werden zahlreiche Arten aus der Gruppe der Säugetiere, der Amphibien, der Insekten sowie der Pflanzen- und Pilzwelt aufgrund der Initiative Dieter Ackermanns jährlich erfasst.

Eine Besonderheit stellt die vom Ehepaar Ackermann langjährig betriebene Zählung D_kl_1des Kranichzuges dar: Sämtliche über das Gebiet des Messtischblattes Schwerte ziehende Kranichzüge werden seit Jahren gezählt und elektronisch gespeichert. Telefonische Meldungen oder Emails werden akribisch in die eigenen Beobachtungen eingefügt und haben inzwischen eine umfangreiche Analyse des Zuges dieser Vogelart im heimischen Raum auch im Hinblick auf die Veränderungen durch den Klimawandel ermöglicht.

Der von Dieter Ackermann gestaltete Internetauftritt der AGON Schwerte (www.agon-schwerte.de) war der erste eines Naturschutzverbandes im Kreis Unna – und einer der ersten in NRW überhaupt. Zu einer Zeit, als dies noch unüblich war, sammelten Dieter Ackermann und seine Frau Ursula über diese Internetpräsenz bereits etliche Beobachtungsdaten für die wissenschaftliche Auswertung.

Ausdruck seiner naturschutzfachlichen Kompetenz ist der von ihm von 1989 bis 2014 wahrgenommene Sitz im Beirat bei der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises Unna, dem er von 2005 bis 2009 vorstand. Jahrelang unterstützte er den Kreisverband des Naturschutzbundes als stellvertretender Vorsitzender.

Zur Laufkäferfauna ausgewählter Flussuferabschnitte des NSG “Lippeaue Selm”

In den Jahren 2013 und 2014 wurden von dem Entomologen Karsten Hannig aus Waltrop umfangreiche Untersuchungen zum Vorkommen verschiedener Insektengruppen an ausgewählten Lippeuferabsschnitten im Naturschutzgebiet “Lippeaue Selm” angestellt. Die Essenz dieser privaten Forschungsarbeit wurde 2015 in Band 80 der Abhandlungen aus dem Westfälischen Museum für Naturkunde, Münster, publiziert.

Zur Laufkäferfauna ausgewählter Flussuferabschnitte des NSG "Lippeaue Selm"

Zur Laufkäferfauna ausgewählter Flussuferabschnitte des NSG “Lippeaue Selm”

 

Zum Einsatz kamen unterschiedliche Felderfassungsmethoden (z.B. Boden- und Lichtfallen, Handaufsammlungen…) an repräsentativen Abschnitten. Zum einen wurden stukturärmere Uferpartien als Referenzflächen beprobt, und zum anderen vergleichend Abschnitte untersucht, die 2011 durch den Lippeverband naturnah umgestaltet wurden.

Ein Schwerpunkt der Arbeit lag auf der Erfassung von Laufkäfern (Coleoptera, Carabidae). Allein aus dieser Insektengruppe wurden fast 10.000 Tiere an den Probestellen erfasst und 138 Arten determiniert.

Erhebliche Unterschiede zeigt das Arteninventar von renaturierten zu den strukturärmeren Uferabschnitten auf. Die höhere standörtliche Diversität ersterer schafft Einnischungsmöglichkeiten für 126 ! Arten. Die älteren, zwar teilweise in der Vergangenheit ebenfalls entfesselten Referenzuferabschnitte, weisen eine deutlich geringe standörtliche Vielfalt auf. Demzufolge kommen dort “nur” 92 Carabidenarten vor. Ausgewiesene Spezialisten von Fließgewässern, die eben auf die standörtliche Dynamik einer Auenlandschaft angewiesen sind, haben ihren deutlichen Verbreitungsschwerpunkt weiterlesen

Kiebitzgelege auf Sommerungen schützen – Kreis und Biostation informieren über Vertragsnaturschutz

Mit dem Frühling legen nicht nur die Kiebitze im Kreis Unna ihre Nester an und ihre Eier ab – zeitgliche bereiten auch die Landwirte auf den Mais- und Hackfrucktfeldern die Aussaat und damit die spätere Ernte vor. Das führt rund um Unna dazu, dass Mitte April regelmäßig die allermeisten Erstgelege des Kiebitzes umgepflügt werden, der Bruterfolg unzureichend ist und die Bestände der Art seit Jahren stark rückläufig sind. Immerhin brüten mehr als 90 % der verbliebenen ~170 Brutpaare der Art im Kreis auf Ackerflächen. Eine wichtige Rolle spielen dazu auch die fehlende Grünlandkulisse als Nahrungs- und Ruheraum im Umfeld der meist sterilen Äcker und die Dichte der Beutegreifer.

Kiebitzgelege vor der Maisbestellung Foto: Bernhard Glüer

Kiebitzgelege vor der Maisbestellung Foto: Bernhard Glüer

Gemeinsam mit der Landwirtschaftskammer, dem Landwirtschaftsverband, dem Kreis Unna und der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft bemüht sich die Biologische Station deshalb seit einigen Jahren darum, den Kiebitz und andere Feldvögel durch gezielte Schutzmaßnahmen zu stabilisieren. Erste Schritte sind der Schutz der Erstgelege und die Anlage von Jahresbrachen, damit der Kiebitz Nester anlegen und Jungvögel großziehen kann.

Auch 2016 gibt es dazu EU- und NRW-finanzierte Schutzprogramme, die Fördermöglichkeiten im Rahmen des Vertragsnaturschutzes finden Sie hier auf einen Blick – Biologische Station und Kammer beraten über die Vertragsdetails und vermitteln die passenden Pakete:

Maßnahmen auf Äckern mit 1-jähriger Laufzeit
Förderung in € (ha/Jahr)

Bewirtschaftungsaufschub auf Mais:

bearbeitungsfreie Schonzeit bis 20.05.*

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280 €

Maßnahmen auf Äckern mit 5-jähriger Laufzeit (tlw. Greening-fähig)

Bearbeitungsfreie Schonzeit auf Maisäckern:

keine Einsaat/keine Bodenbearbeitung**

Variante 1: zwischen 22.03. und 05.05.

Variante 2: zwischen 01.04. und 15.05.

.

.

Variante 1: 280 €

Variante 2: 420 €

Anlage und Pflege von Einsaatstreifen mit Horstrotschwingel innerhalb von Ackerflächen (Nahrungsflächen) 1.250 €
Anlage und Pflege von Acker-Stilllegungsflächen, Brachen und Blühstreifen (Pflegemahd, Grubbern ab 15.07.)** 1.150 – 1.500 €
Anlage von 1 bis 5 ha großen Artenschutzfenstern** Paketkombination

* Nach Prüfung ggf. vorzeitige Freigabe ab dem 10.05.

** im Rahmen der fünfjährigen Laufzeit tlw. Rotation möglich bzw. nur Umsetzung in 3 von 5 Jahren

 

Kiebitz-Balz im Kreis Unna Foto: Gregor Zosel

Kiebitz-Balz im Kreis Unna Foto: Gregor Zosel

Für die Direktzahlungen ist es nicht von Belang, ob die Fläche am 15.05. mit Mais bestellt ist – hierfür ist im Rahmen der Greening-Anbaudiversifizierung der Zeitraum vom 01.06. bis 15.07. entscheidend.

Kontakt: Biologische Station Kreis Unna – Dortmund 02389 – 980 952

 

 

 

Mehr Licht! Pflegearbeiten im NSG Ebberg mit der AGON Schwerte – 20.02.2016

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Unter diesem Motto stand die Pflegeaktion der AGON Schwerte und der Biostation im Naturschutzgebiet Steinbruch Ebberg in Schwerte. Seit Anfang der 1970er Jahre ist der Abbau in diesem Gebiet eingestellt. Die offenen Sandsteinfelsen und -terrassen sind Reliktstandorte zahlreicher seltener und gefährdeter Tier- und Pflanzenarten. Aufgrund der fehlenden Nutzung erobern Birken, Pappeln, Buchen und Eichen aber immer größere Areale und verdrängen die lichtliebenden Arten.

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Die Arbeitsgemeinschaft Ornithologie und Naturschutz Schwerte  (AGON) ruft gemeinsam mit der Biostation deshalb in jedem Jahr ihre Mitglieder zu einem Aktionstag im Gebiet auf. Wie in jedem Jahr ging es  auch diesmal darum, auf verschiedenen Terrassen offene Bodenbereiche freizustellen und an den Felskanten die Gehölze zurückzuschneiden.

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Eingespielt und mit der langjährigen Routine arbeiteten mehrere Teams an den Motorsägen und Freischneidern. Mittags reichte die AGON die obligatorische Erbsensuppe für alle Helfer. Auch wenn sich am 20.02. die Sonne noch zurückhielt – für den Ebberg und die offenen Felslebensräume war die diesjährige Pflegeaktion wieder ein Lichtblick.

Wiedehopf im NSG Kiebitzwiese – 13.02.2016

Inzwischen gehört der gemeinsame Arbeitseinsatz des NABU Fröndenbergs und der Biostation im NSG Kiebitzwiese zu den jährlichen Routinen: Im November und im Februar wird in Teilbereichen des Naturschutzgebietes die Sukzession “gelenkt”. Rohrkolben werden aus den Zuläufen der Flachgewässer entfernt, um die Wasserversorgung zu gewährleisten und offene Wasserflächen zu erhalten. Damit freie Uferbereiche und der Charakter der grünlandgeprägten Aue gewahrt werden, fallen dort auch aufwachsende Schwarzerlen dem “Wiedehopf” zum Opfer. So heißt die Pflanzhacke, die mit ihrer Form dem Schopfvogel alle Ehre macht und als Symbiose zwischen Hacke und Beil archaisch unter den Erlen wüten kann.

Der "Wiedehopf" im Einsatz . . . Foto: Hermann Knüwer

Der “Wiedehopf” im Einsatz . . . Foto: Hermann Knüwer

. . .  Widerstand zwecklos  Foto: Gudrun Goßmann

. . . Widerstand zwecklos Foto: Gudrun Goßmann

 

 

 

 

 

 

Vorausgesetzt am Stiel arbeitet der richtige “Roder”. Die Wiedehopfhacke glänzt bei Bodenarbeiten, bei denen maximale Gewalt ausgeübt werden soll. Selbst dickste Wurzeln lassen sich mit dem beilartigen Kamm ausgraben und kappen. Mit der anderen Seite der Wiedehopfhacke – dem Schnabel – kann die umgebende Erde entfernt werden. So oder so ähnlich muss wohl die erste Urbarmachung in der Ruhraue auch erfolgt sein . . .

Mit Schwung . . . Foto: Gudrun Goßmann

Mit Schwung . . . Foto: Gudrun Goßmann

. . . bei der Sache: . . . Foto: Gudrun Goßmann

. . . bei der Sache: . . . Foto: Gudrun Goßmann

. . . die Ehrenamtlichen des NABU Foto: Gudrun Goßmann

. . . die Ehrenamtlichen des NABU Foto: Gudrun Goßmann

Zu Beginn . . . Foto: Gudrun Goßmann

Zu Beginn . . . Foto: Gudrun Goßmann

Neben den gestochenen Schwarzerlen blieben am 13.02.2016 auch drei Heckrind-Bullen im NSG Kiebitzwiese auf der Strecke. Die Phase der gemäß Tierseuchenverordnung vorgeschriebenen Blutprobenentnahme wurde vom Betreuer der Herde – Landwirt Thomas Pieper – genutzt, drei männliche Tiere aus der Herde zu entnehmen, um den Tierbestand langfristig stabil zu halten.

 . . . und nach getaner Arbeit! Foto: Gudrun Goßmann

. . . und nach getaner Arbeit! Foto: Gudrun Goßmann

 

 

 

Alles in allem ein erfolgreicher und vom NABU bestens organisierter Arbeitseinsatz – belohnt durch strahlenden Sonnenschein und das anschließende gemeinsame “Spätstück” auf dem Beobachtungshügel der Kiebitzwiese.

Alles Gute für 2016

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Das Team der Biologischen Station wünscht allen Naturfreunden einen guten Start in das neue Jahr und sagt Danke für die gute Zusammenarbeit, Ihr Engagement und die tatkräftige Unterstützung.

Für das neue Jahr wünschen wir Ihnen eindrucksvolle Naturerlebnisse, Gesundheit und Glück!

NABU-Arbeitseinsatz im NSG Kiebitzwiese am 07.11.2015

Ob die Ankündigung wirklich wörtlich zu verstehen war: Erlenzupfen in der Kiebitzwiese in Fröndenberg? Einige der aktiven NABU-Mitglieder werden sich ihren Teil gedacht haben, waren die zu entfernenden Jungerlen doch mechanisch nur nach gröberer Gewaltandrohung und -anwendung wirklich auszureißen. Etwa ein Dutzend Freiwillige der NABU-Ortsgruppe hatten sich am 07.11. aufgemacht, unerwünschten Erlen- und Rohrkolbenaufwuchs zu entfernen. Diese Pflanzenarten können sich auf Teilflächen frei entwickeln, bestimmte Bereiche des Naturschutzgebietes sollen allerdings frei von Baumbewuchs und wichtige Graben- bzw. Gewässerabschnitte durchgängig bleiben.

Aufkommender Erlenjungwuchs wird in Teilbereichen der Feuchtweiden jährlich entfernt

Aufkommender Erlenjungwuchs wird in Teilbereichen der Feuchtweiden jährlich entfernt

Insbesondere etliche Wasser- und Watvogelarten sind darauf angewiesen, offene, baumfreie Feuchtwiesen und Gewässerufer vorzufinden. In diesen Bereichen aufkommende Erlen werden seit Jahren vom NABU, dem Kreis Unna und der Biostation Hand in Hand entfernt. Zwar mit gutem Erfolg – aber die jährlich neu keimenden Erlenjungpflanzen lassen keine Ruhepause zu.

Auch am Ruhrdamm wurden Erlenjungpflanzen mit Spaten und Ampferstecher entfernt

Auch am Ruhrdamm wurden Erlenjungpflanzen mit Spaten und Ampferstecher entfernt

Der Rohrkolben wird dagegen an bestimmten Gewässerabschnitten nicht geduldet, damit das Grabensystem zur Vernässung der Feuchtwiesen durchgängig bleibt und nicht zuwächst. Auch hier ist das Ziel bisher erreicht worden – allerdings lassen sich die ausdauernden Rhizome des Rohrkolbens unter der Erde nie ganz vollständig entfernen und verlangen jedes Jahr nach einer intensiven Nacharbeit.

Rückenschonend gezupft wurde auf der Kiebitzwiese übrigens auch noch: nach getaner Arbeit – und zwar an den mitgebrachten Frühstücksutensilien beim gemeinsamen Umtrunk.

Flächenbegrünung durch Mahdgutübertragung – ein Beitrag für die biologische Vielfalt

Das Spendermaterial – Rapunzel-Glockenblume und Co. Warten darauf geerntet zu werden

Das Spendermaterial – Rapunzel-Glockenblume und Co. Warten darauf geerntet zu werden

Im Naturschutzgebiet „Lippeaue von Stockum bis Heil“ ließ die Untere Landschaftsbehörde des Kreises Unna in Kooperation mit der Biologischen Station Ende Juni eine ca. zwei Hektar große Brachefläche in Grünland umwandeln.

Mit Hilfe zweier ortsansässiger Landwirte wurde die Fläche, die Ende 2014 in die öffentliche Hand überführt werden konnte, bei optimaler Witterung per Mahdgutübertragung begrünt. Dafür wurde die Fläche zunächst einmal Mitte des Monats unter Einsatz einer Scheibenegge „schwarz“ gemacht – das heißt das Saatbett für die zukünftige Wiese wurde vorbereitet.

Dann, nachdem die Fläche nach den Regenfällen der vergangenen Tage abgetrocknet war, konnten die weiteren Arbeitsschritte vorgenommen werden. Zwei direkt angrenzende, artenreiche Grünlandflächen wurden im morgendlichen Tau geschnitten und das Mahdgut direkt nach dem Schnitt auf einen Ladewagen aufgeladen.

1. Schritt zur erfolgreichen Mahdgutübertragung – Flächenvorbereitung

1. Schritt zur erfolgreichen Mahdgutübertragung – Flächenvorbereitung

Bei diesem Ladevorgang wurde das Schnittgut zerkleinert, so, dass es optimal auf der zukünftigen Grünlandfläche per Dosierwalze ausgebracht und verteilt werden konnte. Wichtig war eine zeitnahe Abfolge dieser Arbeitsschritte, um das Ausfallen der Samen zu minimieren.
Zum Abschluss der Arbeiten, wurde das Mahdgut per Heuwender noch einmal gründlich verteilt, so dass überall auf der Fläche der gereifte Samen des Mahdgutes ausgebracht werden konnte. Nun sind gute Bedingungen geschaffen, um eine artenreiche Wiese entstehen zu lassen.

2. Schritt zur erfolgreichen Mahdgutübertragung – Mahd von ausgesuchten Flächen, mit deren Samen die neue Fläche begrünt werden soll, danach Aufladen des Mahdgutes auf den Ladewagen

2. Schritt zur erfolgreichen Mahdgutübertragung – Mahd von ausgesuchten Flächen, mit deren Samen die neue Fläche begrünt werden soll, danach Aufladen des Mahdgutes auf den Ladewagen

Aber warum der ganze Aufwand? Warum wurde hier keine gängige Einsaat vorgenommen?

Zwei durchaus berechtigte Fragen. Die Flächen, von denen das Mahdgut stammt,  sind traditionelle Grünlandflächen, die in den vergangenen Jahren extensiv bewirtschaftet wurden.

Es darf davon ausgegangen werden, dass die Arten dieser Flächen gebietsheimisch sind, und nicht, wie es bei konventionell hergestelltem Saatgut üblich ist, in weit entfernten Regionen, Nachbarländern oder gar in Übersee vermehrt wurden. Dies ist ein genetischer Vorteil, da die Pflanzen an die Umweltbedingungen vor Ort angepasst sind. Zudem sind die Flächen aufgrund der jahrelangen extensiven Bewirtschaftung sehr artenreich.

3. Schritt zur erfolgreichen Mahdgutübertragung – Ausbringen des zerkleinerten Mahdgutes auf die neu zu begrünende Fläche

3. Schritt zur erfolgreichen Mahdgutübertragung – Ausbringen des zerkleinerten Mahdgutes auf die neu zu begrünende Fläche

Vor allem viele charakteristische krautige Arten, die in den vielerorts nur noch intensiv genutzten Grünlandflächen selten geworden oder ganz ausgefallen sind, wachsen auf diesen Flächen. Um den Erhalt dieser Arten zu sichern, die auch diversen Tierarten als Lebensgrundlage dienen, ist die Übertragung per Mahdgutübertragung sinnvoll. Sofern es sich nicht um Arten handelt, die sich z.B. per Wind ausbreiten können, wie es beim heimischen Wiesen-Bocksbart der Fall ist, sind viele heimische Arten wenig oder begrenzt ausbreitungsfähig.

 

4. Schritt zur erfolgreichen Mahdgutübertragung – gleichmäßiges Verteilen des vorgereiften Samens auf der Fläche

4. Schritt zur erfolgreichen Mahdgutübertragung – gleichmäßiges Verteilen des vorgereiften Samens auf der Fläche

Nicht zuletzt kann davon ausgegangen werden, dass das Artengefüge der Mähflächen an den dort vorliegenden frischen bis trockenen Standort in der Lippeaue angepasst ist. Das ökologische Potential von vor Ort wurde im Rahmen dieser Maßnahme also bestmöglich ausgeschöpft.

Wir dürfen gespannt sein, wie der Erfolg der Mahdgutübertragung ausfallen wird. Vielleicht noch nicht im nächsten Jahr, aber möglicherweise nach zwei Jahren werden sich Kleinköpfiger Pippau, Gras-Sternmiere, Rapunzel-Glockenblume, Gewöhnliches Ferkelkraut, Flaumiger Wiesenhafer, Gewöhnliche Hainsimse, Wiesen- und Kleiner Sauer-Ampfer, Gewöhnlicher Hornklee und Co neu etabliert haben.

Das Resultat – das Schnittgut hält die Feuchtigkeit in Bodennähe und bietet optimale Keimunsgbedingungen

Das Resultat – das Schnittgut hält die Feuchtigkeit in Bodennähe und bietet optimale Keimunsgbedingungen

Blick in die Zukunft – nicht per Wind aber vielleicht per Mahdgutübertragung auf der zukünftigen Wiesenfläche etablierter Wiesen-Bocksbart

Blick in die Zukunft – nicht per Wind aber vielleicht per Mahdgutübertragung auf der zukünftigen Wiesenfläche etablierter Wiesen-Bocksbart